Kanon mit vier Streichern

Von Martina Seeber · 03.05.2012
Von den über 50 "Studies" für selbstspielendes Klavier eignen sich bei Weitem nicht alle zum Arrangement für menschliche Interpreten. Nancarrow selbst stand den Übertragungen skeptisch gegenüber.
Der Hartnäckigkeit aber auch der Virtuosität der potenziellen Interpreten ist es zu verdanken, dass Nancarrow zunächst selbst einige Stücke neu instrumentierte und schließlich anmerkte, dass sich die früheren, weniger komplexen Studies vielleicht doch für Arrangements eigneten, zumal sich Ensemble-Bearbeitungen auf der Bühne oft als wirkungsvoller erwiesen als das mechanische Abspielen von Notenrollen.

Von grundlegender Bedeutung für die Arrangements ist die Frage der Besetzung. Dem Original am nächsten kämen wahrscheinlich Bearbeitungen für Cembali, da Nancarrow die Hammerköpfe seiner Klaviere mit Lack, Metallnägeln, aber auch durch das Entfernen der Filze so präpariert hatte, dass der Anschlag äußerst kurz und metallisch klang.

Das Ensemble Laboratorium hat sich im Fall der kurzen "Study Nr. 14" für eine reine Streicherbesetzung entschieden. Die vier Kanonstimmen werden hier von Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass übernommen. Aus der Reduktion auf eine Instrumentenfamilie resultiert der Eindruck eines Meta-Instruments, oder besser, einer Meta-Maschine. Die vier Stimmen sind zwei Tempo-Ebenen zugeordnet, wobei die Metren auch innerhalb einer Ebene unablässig wechseln. Die erste, tiefere ist die langsamere, über ihr spielt der Diskant im Verhältnis 5:4 und ist zeitlich genau an der Mittelachse ausgerichtet.

Ferne Welten - Das Ensemble Laboratorium und der Dirigent Manuel Nawri
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