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Ringer-Bundesligisten wollen eigene Liga

In der Ringer-Bundesliga hat es in der Vergangenheit ein Vereinssterben gegeben, von ehemals 20 sind nur noch acht Klubs übrig. Es fehlt an Geld und die Bundesligisten fühlen sich vom Deutschen Ringer-Bund schlecht vertreten. Eine erste Anfrage hat der Weltverband UWW zwar abgelehnt - trotzdem wollen die deutschen Erstliga-Vereine eine eigene, privat finanzierte Liga gründen.

Von Heinz-Peter Kreuzer | 29.05.2016
    Ringen, 1. Bundesliga, ASV Mainz88 vs SV Triberg am 18.01.2014.
    Gründen die deutschen Ringer-Bundesligisten bald ihre eigene Liga? (imago/Eibner)
    Seit Monaten streiten sich der Deutsche Ringer-Bund (DRB) und die Vereine über eine Ausgliederung der Liga. Die Klubs hatten den DRB in einem Schreiben aufgefordert, neue Lizenzverträge zu schließen. Sie werfen dem Verband vor, derzeit zwar teure Lizenzgebühren zu kassieren, aber keine Gegenleistung zu erbringen.
    Absagen vom deutschen und vom Weltverband
    Nach einer Absage des DRB wollen alle acht Erstligisten nun eine privat finanzierte und selbst vermarktete Liga gründen. Vorbild sind dabei die Ausgliederungen im Fußball, Handball oder Basketball. Auslöser des Streits war die Ankündigung des DRB, das deutsche Mannschaftsfinale 2016/2017 mit seiner hundert-prozentigen Tochter DRB Service GmbH eigenständig auszurichten und auch die Einnahmen selbst zu verbuchen. Jetzt spielt der Verband auf Zeit und warnt vor einer übereilten Aktion. Vize-Präsident Dieter Wozniak:
    "Es ist allerdings eine Sache, die nicht unbedingt in der Kürze der Zeit wie die Vereine der ersten Liga es momentan forcieren wollen, machbar ist. Aus unserer Sicht kommt hier der Wunsch nach Eigenständigkeit vor einer wirklichen Überlegung, wie man die Eigenständigkeit organisieren kann. Und wie das Ganze auf lange Sicht zukunftsfähig ist und bleibt."
    Und er schiebt noch eine Spitze nach: "Also. das ist schon ein Punkt, der mehr Nachdenken erfordert, als einen Namen zu finden und man sich überlegt, dass das Ganze als GmbH ausgegliedert wird."
    Vereine halten an ihrem Plan fest
    Die Haltung des DRB und auch die Absage des internationalen Verbandes bringen Manfred Zipper nicht von den Plänen einer Ausgliederung ab. Der Rechtsanwalt ist der Initiator der neuen Liga und er beruft sich auf das Kartellrecht. Unterstützung bekommt er von dem Kartellrechter Mark E. Orth. Der kann die Entscheidung des Weltverbandes pro DRB mit der Begründung, "man habe schon einen Verband anerkannt", nicht nachvollziehen:
    "Der Internationale Verband wie auch der DOSB kann sich entscheiden, nur einen Verband aufzunehmen, muss aber bei der Auswahlentscheidung, welchen Verband er aufnimmt, objektive Kriterien anlegen. Entscheidend ist dabei nicht, ob ein Verband schon früher Mitglied war."
    Juristische Unklarheiten
    So lange diese juristischen Fragen nicht geklärt sind, ist der Deutsche Ringer-Bund noch am längeren Hebel. Laut Manfred Zipper würde der Verband mit Sanktionen gegen die Sportler drohen, die dem DRB den Rücken kehren. Mitglieder der Nationalmannschaft könnten beispiels-weise gesperrt werden. In diesem Falle aber sieht Kartellrechtler Orth ein juristisches Problem auf den Verband zukommen:
    "Sollte der Deutsche Ringer-Bund Athleten, die an den Wettbewerben des neuen Veranstalters teilnehmen, ausschließen oder sanktionieren, so verstößt er gegen europäisches Kartellrecht. Das hat ein belgisches Gericht kürzlich in einem sehr vergleichbaren Reitsportfall ausgesprochen."
    Streit um Teilnahme bei internationalen Wettbewerben?
    Langfristig könnte es also auch einen juristischen Streit um die Teilnahme deutscher Nationalringer bei internationalen Wettbewerben geben. Aber noch nicht für die Olympischen Sommerspiele im August. Denn der Bundesligastart ist erst nach Olympia in Rio. DRB-Vize-Präsident Wozniak:
    "Wir werden natürlich unsere Athleten, die sich qualifiziert haben und Plätze, die vergeben worden sind, entsprechend besetzen. Wir sehen auch da die Sportler nicht als Verfügungsmasse zwischen Sportlern und DRB, ganz im Gegenteil."
    Den Vereinen drohen zwar laut Satzung Sanktionen, doch der DRB will vorläufig weiter auf Dialog setzen. Am Rande des Grand Prix Anfang Juli in Dortmund soll noch einmal verhandelt werden.
    Finanzielle Verpflichtungen der Vereine
    Eine große Rolle bei den Gesprächen spielen auch die finanziellen Verpflichtungen der Vereine. Viele ausländische Ringer lassen sich ihre Kurztrips zu den Kämpfen am Wochenende teuer vergüten. Diese Verträge können die Vereine nur bei einem vernünftigen Ligabetrieb erfüllen. Deswegen glaubt der Vize-Präsident Wozniak an die Gesprächsbereitschaft der Klubs:
    "Und insofern mehren sich die Stimmen innerhalb der Vereine, das man während der laufenden Saison oder der kommenden Saison 2016/2017 mit der eigenständigen Ausgliederung noch nicht so weit, dass man da hinkäme."
    Die Zeit arbeitet für den Deutschen Ringer-Bund, da die Vereine kurzfristig finanzielle Sicherheit haben müssen.