Kampf in der Steppe und Krach im Kibbuz

Vorgestellt von Jörg Taszman · 06.08.2008
"Der Mongole" ist ein monumental angelegtes Action-Epos über den Aufstieg Dschingis Khans zum Führer der Mongolen, . Der israelische Film "Sweet Mud" zeigt die Probleme eines heranwachsenden Jungen in einem Kibbuz im Sommer 1974 und eine sehr enge Mutter-Sohn-Beziehung.
"Der Mongole"
Kasachstan/Russland/Deutschland 2007. Regie: Sergei Bodrov. Darsteller: Tadanobu Asano, Sun Hong Lei, Khulan Chuluun, Aliya, Ba Sen, u.a. Länge: 120 Minuten

Episch angelegter Steppeneastern über den Aufstieg Temudgins (der spätere Dschinghis Khan) zum Herrscher aller Mongolen. Der russische Regisseur Sergei Bodrov, der einst seine Karriere als Autorenfilmer begann ("Der Gefangene des Kaukasus") hat einen universal, konsumierbaren Heldenfilm gedreht mit bestechenden Landschaftsbildern und beeindruckender Ausstattung.

Der historischen Figur Dschinghis Khans in all ihrer Widersprüchlichkeit wird der Film jedoch nicht gerecht. So stellt Bodrov die Liebesgeschichte des jungen Temudgin in den Vordergrund und beginnt sein Epos damit, wie der damals neunjährige Temudgin auf Brautschau geht. Die langen Jahre des Leidens und der Versklavung nach dem Tod des Vaters werden etwas repetitiv ausgewalzt, aber wenn Bodrov dann auch einmal Schlachten kämpft, kann der Film als Actionepos durchaus überzeugen.

Der Film endet sehr abrupt, kurz vor dem Aufstieg des Khans aller Mongolen zur Weltherrschaft. "Mongol" soll aber angeblich auch nur der 1. Teil einer Trilogie sein.

"Sweet Mud"
Israel/Deutschland/Frankreich/Japan 2006. Regie: Dror Shaul. Darsteller: Tomer Steinhof, Ronit Yudkevitch, Henri Garcin, Shai Avivi, Pini Tavger, Omer Berger, Danielle Kitsis, Joseph Korman. Länge: 97 Minuten.

"Sweet Mud", zu deutsch "süßer Schlamm", heißt dieser autobiografische Film des Regisseurs Dror Shaul, der nicht nur mit dem israelischen "Oscar", sondern auch mit dem Gläsernen Bären auf der Berlinale 2007 ausgezeichnet wurde.

1974 in einem Kibbuz in Israel: Der zwölfjährige Dvir steht kurz vor seiner Bar Mizvah und beginnt zunehmend die strengen Regeln im Kibbuz in Frage zu stellen. Wie alle Kinder wohnt und schläft Dvir nicht bei seinen Eltern, hängt jedoch sehr an seiner alleinerziehenden Mutter Miri, die depressiv ist. Für Regisseur Dror Shaul ist "Sweet Mud" in erster Linie ein Film über eine sehr enge und oft traurige Mutter-Sohn-Beziehung. Dabei kritisiert er dann auch überholte Idealvorstellungen der Kibbuzbewegung.

Der Regisseur und Autor hat einen sehr persönlichen Film gedreht, der auch durch die großartigen Landschaftbilder des deutschen Kameramannes überzeugt, die ebenso die Weite und Sehnsucht symbolisieren wie die Enge im Kibbuz.

Mit "Sweet Mud" beweist das israelische Kino nach Filmen wie "Die Band von Nebenan" oder "Jellyfish" einmal mehr seine große Vielfalt und humanitäre Kraft. "Sweet Mud" ist ein sehr berührender, melancholischer Film mit traurigen und komischen Momenten, der sich mit dem Thema des Erwachsenwerdens sehr sensibel und gekonnt auseinandersetzt. Dieses kleine Juwel aus Israel gehört ganz einfach zu den besten Filmen des Jahres.
Der israelische Regisseur Dror Shaul erhält beim Sundance Film Festival 2007 den Jurypreis für Weltkino für "Sweet Mud".
Der israelische Regisseur Dror Shaul erhält beim Sundance Film Festival 2007 den Jurypreis für Weltkino für "Sweet Mud".© AP Archiv