Jules Verne von der Heilanstalt

Von von Rosemarie Mieder und Gislinde Schwarz · 25.04.2008
Karl Hans Janke glaubte an die Technik als Weg in die bessere Welt. An das Trajekt - ein Raumschiff, das weder Strom noch Benzin benötigt. An Atom-Lokomotiven, Rasierklingenschärfer und Eis-Saft-Tabletten. Mit größter Akribie schuf er über 4000 Modelle und Zeichnungen - an einem seltsamen Ort: der Nervenheilanstalt Hubertusburg bei Leipzig. Hier verbrachte der Forscher und Erfinder die Hälfte seines Lebens.
"Chronisch paranoide Schizophrenie" lautete 1949 die Diagnose. Der damals 40-jährige stille Tüftler, der das Abitur abgelegt und ein Semester Zahnmedizin studiert hatte, war immer von seiner Mutter umsorgt worden. Nach deren Tod verwahrloste er und wurde in die Anstalt eingewiesen. Dort führte er weiter das Leben eines genialischen Einzelgängers. "Ich bitte, die Alben aufzubewahren, mit den vielen Zeichnungen, die ich für Euch Menschen geschaffen habe", schrieb er in sein Testament. 1988 starb er. 12 Jahre später ist Jankes Werk auf dem Dachboden der Anstalt wiederentdeckt worden.

Inzwischen wird Janke mit Wernher von Braun verglichen.

Produktion: Deutschlandfunk 2008

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