"Jüdische Rachefantasie mit komischen Elementen"

20.05.2009
Bei den Filmfestspielen in Cannes hatte der Film "Inglorious Basterds" von Quentin Tarantino im Wettbewerb Premiere. Brad Pitt spielt darin einen Draufgänger, der mit seiner Gang auf Nazi-Jagd geht. Der Film wurde in Potsdam-Babelsberg gedreht. Leider sei er weniger subversiv ausgefallen, als erhofft, resümiert Filmkritikerin Anke Leweke.
Für "Inglorious Basterds" hat der US-amerikanische Regisseur Tarantino, Jahrgang 1963, die Geschichte des Zweiten Weltkriegs umgeschrieben. In dem Film, der mit Mitteln des Deutschen Filmförderfonds gedreht wurde, spielen viele deutsche Schauspieler wie Diane Krüger, Daniel Brühl, Michael Fassbender, Martin Wuttke als Hitler und Sylvester Groth als Goebbels mit.

Fazit sprach mit der Filmkritikerin Anke Leweke in Cannes, die sich den Film angesehen hat. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:

Susanne Führer: Wie ist denn der Rachefeldzug gegen die Nazis ausgefallen?

Anke Leweke: Weniger abgefahren, weniger absurd, als wir alle erhofft haben. Tarantino hat lange in einer Videothek gearbeitet. Und eben auf der Pressekonferenz hat er erzählt: Wenn er den Film in einer Videothek irgendwo einordnen würde, dann in der Abteilung "Jüdische Rachefantasie mit komischen Elementen". Brad Pitt hat zwar einen ganz lustigen Namen, er heißt "Aldo the Apache", und seine Gang hat auch was ganz Cooles, und die haben nur das Ziel, Nazis zu töten. Und diese Mission führt sie in ein Pariser Kino. Dort will Joseph Goebbels Adolf Hitler seinen neuen Heldenfilm präsentieren, der hat den Titel "Stolz der Nation". Und in diesem Kino trifft Brad Pitt und seine Bande dann auf einen weiteren Handlungsstrang: Das Kino wird von einer jungen Jüdin geführt, deren Eltern wiederum von den Nazis ganz brutal ermordet wurden. Sie hat in ihrem Keller 350 Nitratfilmkopien, und die sind ja leicht entflammbar. Und sie will auch mit diesen ein Attentat auf die Nazis ausführen. Und eigentlich ist es ja eine ganz schöne Idee von Tarantino, dass er mit der Kinogeschichte die Weltgeschichte umschreiben will, doch leider fällt diese Idee nicht so subversiv aus, wie wir alle gedacht haben.

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 20.10.09 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.