Journalistin Niejahr über Horst Seehofer

"Einfach ein bisschen von der Rolle"

Seehofer steht an einem Tisch, im Hintergrund mehrere Fotojournalisten, auf dem Boden Computer.
Bundesinnenminister Seehofer in Berlin bei der Vorstellung des vom ihm sogenanten "Masterplans Migration" © dpa/Kay Nietfeld
Elisabeth Niejahr im Gespräch mit Anke Schaefer · 12.07.2018
Nach unglücklichen Äußerungen und dem Suizid eines abgeschobenen Afghanen fordern viele den Rücktritt von Horst Seehofer. Traurig für den Innenminister, sagt die Journalstin Elisabeth Niejahr: Der AfD-Rhetorik habe er schließlich lange widerstanden.
Genau 69 Flüchtlinge seien an seinem 69. Geburtstag abgeschoben worden, hatte Seehofer bei der Vorstellung seines Masterplans Migration gewitzelt. Schon das hatte viele empört. Nachdem nun bekannt wurde, dass einer der abgeschobenen Afghanen sich in Kabul das Leben genommen hat, mehren sich die Stimmen, die Seehofers Rücktritt fordern.

Seehofer ist selbst schuld

Die Journalistin Elisabeth Niejahr findet es richtig, dass dies zum Thema gemacht werde. Im Deutschlandfunk Kultur sagte sie: An einen Innenminister, "der auch so tut, als würde er im Wesentlichen die Haltung der Bundesregierung bei all diesen Themen prägen - also einen großen Anspruch auch formuliert - an den kann man wiederum auch große Erwartungen haben - eben auch, dass er den richtigen Ton trifft und dass er sich nicht so daneben benimmt. Insofern ist er auch bisschen selber schuld, dass er jetzt so viele Pfeile und so viel Kritik auf sich zieht."

Rücktritt wohl erst nach der Landtagswahl

Dass Seehofer tatsächlich seinen Hut nimmt, glaubt Niejahr allerdings nicht. Wenn kein Wunder geschehe und die CSU bei der bayerischen Landtagswahl "supergut" abschneide, "wird es irgendjemand geben, der die Verantwortung übernimmt". Viele in seiner Partei würden wohl eher diesen Zeitpunkt abwarten. Insofern handele es sich wohl eher um eine virutelle Debatte, die keine Konsequenzen haben werde.

Lange kein AfD-Vokabular

Insgesamt sei das Verhalten des Innenministers eher traurig, sagte die Journalistin "Ich beobachte Horst Seehofer schon lange und ich finde, dass er als Parteichef selber sehr lange der Versuchung widerstanden hat, einfach das Wording der AfD zu übernehmen." Er habe sich zwar heftig mit der Kanzlerin gestritten, aber kein rassistisches Vokabular benutzt. "Umso bedauerlicher" findet sie die kürzliche Entwicklung. "Ich glaube, der ist im Moment einfach unter wahnsinnigem Druck und einfach ein bisschen von der Rolle."
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