Journalistin Meike Winnemuth

"Erwachsene probieren viel zu wenig aus"

Meike Winnemuth, Journalistin und Autorin, aufgenommen 2013
Auf ihrer Weltreise rührte Meike Winnemuth die halbe Million allerdings gar nicht an. © picture alliance / ZB / Karlheinz Schindler
Meike Winnemuth im Gespräch mit Klaus Pokatzky · 01.08.2016
Ein halbe Million Euro war der Auslöser: Nach dem Gewinn bei einer TV-Show fühlte sich Meike Winnemuth frei genug, vieles auszuprobieren. Die Journalistin ging auf Weltreise, um am Ende festzustellen, dass sie die Erfahrung auch ohne Geldsegen hätte machen können.
Mangelndes Draufgängertum kann man Meike Winnemuth wirklich nicht vorwerfen. Die Journalistin hat im Selbstversuch die Dienste eines Callboys in Anspruch genommen, ein Jahr lang das gleiche Kleid getragen und hat ausprobiert, wie schlecht es sich vom Hartz-IV-Regelsatz leben lässt. Für die große Freiheit brauchte aber auch Meike Winnemuth einen "goldenen Tritt in den Hintern", wie sie es nennt –und der kam in Form eines 500.000-Euro-Gewinns bei "Wer wird Millionär?".

Weltreise hat Winnemuth bescheidener gemacht

Mit dem beruhigenden Gefühl, plötzlich unfassbar viel Geld zu haben, brach die Journalistin zu einer Weltreise auf. Ein Jahr lang lebte und arbeitete die heute Mitte 50-Jährige für jeweils einen Monat in einer anderen Stadt – von Buenos Aires über Addis Abeba oder Honolulu.
Sydney und Tel Aviv gefielen ihr besonders gut, während das indische Mumbai sie umgehauen habe: "Ich habe es anfangs dort kaum ausgehalten." Nach einiger Zeit arrangierte sie sich mit dem Chaos in Mumbai", doch: "Ich bin mit Liebe zu Deutschland abgefahren", sagt Winnemuth.
Für ihre Weltreise plante sie pro Monat Ausgaben in Höhe von 5000 Euro ein. So viel Geld habe sie aber gar nicht gebraucht. Die halbe Million aus der Show "Wer wird Millionär?" habe sie noch gar nicht angerührt. Nach dieser Reise lebe sie auch in Deutschland viel bescheidener, weil sie sich die Fragen stellte: "Was will ich, im Unterschied zu was soll ich wollen? Was ist gesellschaftlich erwünscht, dass ich es will? Und triff' danach dann ein paar radikale Entscheidungen, so wie ich."

Lebensprinzip: immer wieder Anfänger sein

Sie zog aus ihrer 200-Quadratmeter-Altbauwohnung in ein Einzimmerappartement. Und sie komme mit wenig Geld aus, weil sie sich nicht mehr viel kaufe. Ihr Lebensprinzip sei es "immer wieder Anfänger zu sein." Zur Zeit lerne sie beispielsweise das Gärtnern. "Ich finde Erwachsene probieren viel zu wenig aus."
Meike Winnemuth selbst hingegen hat sich schon auf viele Experimente eingelassen und darüber eindrucksvolle Reportagen geschrieben. Die Journalistin hat im Selbstversuch die Dienste eines Callboys in Anspruch genommen, ein Jahr lang das gleiche blaue Kleid getragen und hat ausprobiert, wie schlecht es sich vom Hartz-IV-Regelsatz leben lässt. "No risk, no fun. Also wenn man es nicht tut, wenn man nichts wagt, dann gewinnt man auch nichts, weder Geld noch Lebenserfahrung und das gilt für alles, was ich bisher im Leben getan habe."
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