Journalistenreise

Promo-Tour durch Brandenburgs Wälder

Ein Weißstorch startet von einer Wiese mit einem Pony im brandenburgischen Bad Freienwalde.
Ein Weißstorch startet von einer Wiese mit einem Pony im brandenburgischen Bad Freienwalde. © picture alliance / dpa / Patrick Pleul
Von Vanja Budde · 18.09.2014
Um den neuen Brandenburg-Krimi von Maxim Leo zu promoten, hat der Verlag Kiepenheuer & Witsch eine PR-Expedition organisiert. In Bad Freienwalde, gleichzeitig Heimatort des Verlegers, erwarteten die Journalisten einige Überraschungen.
"Mein Name ist Helge Malchow, ich bin in dem Fall der Verleger dieses Buches. Wir freuen uns sehr, dass wir heute mal diese kleine Tour machen, die wir nicht gemacht hätten – weil, man macht nicht bei jedem Buch einen Ausflug mit Journalisten – wenn nicht ein kleiner Zufall zu der ganzen Veröffentlichung dieses Buches hinzugetreten wäre, nämlich die Tatsache, dass ich in diesem Ort, in dem dieser Kriminalroman spielt, geboren bin und dementsprechend eine ganz spezielle Beziehung zu diesem Ort habe."
Wurde das Buch nur deswegen verlegt?
"Nein, aber das war eine (Gelächter) erhebliche zusätzliche Motivation. Aber wenn uns das Buch nicht als Buch überzeugt hätte, dann hätten wir schweren Herzens trotzdem Nein gesagt. (lacht) Aber vielleicht kann ich mal ein paar Dinge zu Bad Freienwalde sagen – aus meiner Erinnerung, meiner Perspektive, die vielleicht für Sie interessant sind."
Busfahrt vom Berliner Hauptbahnhof ins Oderbruch, nahe der polnischen Grenze. Ein Grüppchen Journalisten hat eine Werbetour für ein Buch erwartet und lauscht nun erstaunt den Kindheitserinnerungen des Verlegers. Der Bus hat die Berliner Stadtgrenze noch nicht hinter sich gelassen, da haben die Kollegen von der "Süddeutschen Zeitung", der "FAZ am Sonntag" und der "Märkischen Allgemeinen" den in der literarischen Welt mächtigen Chef des renommierten "KiWi"-Verlags von einer ungewohnt privaten Seite kennen gelernt.
Auf einem Bauernhof in Bad Freienwalde geboren
Helge Malchow wurde 1950 auf einem Bauernhof in Bad Freienwalde geboren. Bald danach flüchtete die Familie in den Westen. Helge Malchow blieb dort, doch seinen Bruder Detlef zog es nach der Wende zurück in den Osten:
"Dann hat aber mein Bruder, der Naturfanatiker ist, gesagt, 'das ist meine Chance' und ist da hin gegangen und hat den ganzen Bauernhof – und da gehen wir nachher auch hin – hat den restauriert."
Anders als sein Bruder sitzt Helge Malchow normaler Weise lieber über Manuskripten als durch den Wald zu stapfen. Doch heute macht er eine Ausnahme: In Bad Freienwalde angekommen, Malchows alter Heimat, geht es unter der Führung von Maxim Leo in die Natur:
Das hat man als Autor ja auch nicht so oft, mit einer Horde Presse durch den Wald ziehen?
Maxim Leo: "Nee, ist wirklich lustig, weil ich ja hier auch immer langgejoggt bin, als ich geschrieben habe und habe mir so meine Geschichten vorgestellt – auf diesen Wegen, in diesem Wald. Und dass dann irgendwann daraus ein Buch wird und hier alle möglichen Leute diesen Weg langlaufen, der bisher nur so in meinem Kopf war." (lacht)
Leo schreibt auch Drehbücher für den Tatort
Maxim Leo ist Journalist und schreibt auch Drehbücher für den Tatort. Der Autor kommt vom Wege ab und strebt ins Dickicht. Mittlerweile sind wir 20 Leute: Lokale Presse und weitere Kollegen aus Berlin sind hinzu gestoßen. Der Literaturrezensent vom "Tagesspiegel", in Halbschuhen und leichtem Mantel, wird unruhig. In dem Krimi "Waidmannstod. Der erste Fall für Kommissar Voss" werden hier immerhin drei Leichen gefunden.
Sind Sie denn sicher, dass der Autor noch weiß, wo es langgeht?
Lektorin Sandra Heinrici: "Also ich finde, er wirkt noch recht überzeugend in seinem Gang. Wenn das gleich zögerlicher wird, dann müssen wir uns mal Gedanken machen."
Man hat ja schon tödliche Giftpilze auf unserem Weg gefunden, der Grüne Knollenblätterpilz!
Sandra Heinrici: "Wenn es nur Pilze sind."
Schließlich ist Lektorin Sandra Heinrici eigens Stunden lang aus Köln angereist, um dem wenig aufregenden Krimi per Waldspaziergang auf die Sprünge zu helfen. Tatsächlich erreicht der Trupp unbeschadet auf einer Lichtung eine Jagdhütte, die im Roman eine große Rolle spielt. Der Autor setzt zur Lesung an.
Doch plötzlich wenden sich alle Blicke von Maxim Leo ab und dem Himmel zu: Im luftigen Blau zieht ein Paar Seeadler majestätisch seine Kreise. Der Autor bricht ab.
Raubvögel erscheinen wie bestellt
Die großen Raubvögel erscheinen wie bestellt, denn der im Buch seltsam steif und menschenscheu geschilderte Kommissar Voss ist ein großer Vogelfreund. So wie auch der Bruder des Verlegers. Der Hobby-Ornithologe Detlef Malchow hat mit seinem Sachwissen das Lektorat unterstützt und ist hier natürlich mit dabei. Die Herausgabe des Brandenburg-Krimis war also quasi ein brüderliches Gemeinschaftswerk. Und die Promoting-Tour gerät immer mehr zum entspannten Familienausflug.
Detlef Malchow: "Ich glaub mein Bruder hat das arrangiert, weil der auch das nutzen wollte, seine Heimat zu zeigen."
Nach der Wanderung stärken wir uns denn auch mit Kaffee und Kuchen im elterlichen Bauernhaus in Bad Freienwalde, in dem Detlef Malchow seit der Wende wieder wohnt.
Erst am Abend kommt die Gruppe wieder in Berlin an. Der Verleger ist zufrieden: Das Feuilleton war dabei und niemand hat sich im Wald verirrt. Und ein bisschen PR hat der Ausflug auch gebracht.
"Ja, also besser konnte es nicht sein, vor allen Dingen, weil in der richtigen Sekunde die Seeadler auftauchten und dieser gefährliche Pilz. Und dann schien auch noch die Sonne durch die brandenburgischen Wälder. Besser konnte man das für dieses Buch nicht haben." (lacht ein bisschen verlegen)
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