Journalist Bollman zum Rassismus in den USA

"Europäische Position sehr überheblich"

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Eine Hand presst ein Schild mit der Aufschrift "White Silence is Violence" an einen Zaun.
Die europäische Haltung zum Rassismus in den USA erscheint dem Journalisten Ralph Bollmann oft überheblich. © Getty Images / Anadolu Agency / Yasin Ozturk
Moderation: Korbinian Frenzel · 03.06.2020
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Im Vergleich zu den USA gebe es in Europa ausgeprägten unterschwelligen Rassismus, meint der Journalist Ralph Bollmann. So würde gegenüber schwarzen Deutschen immer wieder "grundsätzlich" angezweifelt, dass sie ins Land gehören.
Nachdem ein Schwarzer bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis getötet wurde, demonstrieren Menschen in vielen US-Städten gegen Rassismus und Polizeigewalt. Afroamerikaner sterben in den USA überdurchschnittlich häufig bei Polizeieinsätzen.
Das Vorgehen der Polizei und die Reaktionen der Demonstranten werden auch in Deutschland breit diskutiert - am Mittwochabend unter anderem in der Sendung "Maischberger" in der ARD.
Dass in dieser Sendung keine Person of Color zu Gast ist, wurde in diesem Zusammenhang bereits im Vorfeld heftig kritisiert. Inzwischen hat die Redaktion angekündigt, in der Sendung auch die schwarze US-Wissenschaftlerin Priscilla Layne zuzuschalten.
Auch unser Studiogast Ralph Bollmann von der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" hält so eine Gästeliste für ein Problem - allerdings nicht nur speziell dieser Sendung. Die Besetzung von Talksendungen müsse man breiter diskutieren, meint er.
Der Diskurs müsse insgesamt diverser werden: "Dass ein dunkelhäutiger Deutscher sich jetzt nur zum Thema Rassismus äußern darf und soll und muss - im deutschen Fernsehen -, das finde ich eine völlig falsche Herangehensweise", sagt Bollmann.

Unterschwelliger Rassismus in Deutschland

Im Sinne der Selbstverständlichkeit des Zusamenlebens hält er es für wichtiger, dass "Leute mit anderem Background" auch in anderen Diskussionen, etwa zur Abwrackprämie, zu Wort kommen.
Die europäische Haltung zum Rassismus in den USA erscheine ihm oft "sehr überheblich". Natürlich gebe es in den Vereinigten Staaten Rassismus. "Aber gegen das, was an unterschwelligem Rassismus in Europa existiert, ist das in den Vereinigten Staaten absolut harmlos."

So würde hierzulande oft grundsätzlich bezweifelt, das People of Color Teil der Gesellschaft sind, was in den USA nicht der Fall sei.
(huc)