Journalismus

    "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher ist tot

    Frank Schirrmacher
    Frank Schirrmacher (1959-2014) © dpa / picture alliance / Frank Pusch
    12.06.2014
    Er galt als einer der scharfsinnigsten Intellektuellen Deutschlands: Der langjährige Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Frank Schirrmacher, ist gestorben. Das bestätigte der Verlag. Schirrmacher wurde 54 Jahre alt.
    Der Publizist und "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher ist tot. Er starb am Donnerstag an einem Herzinfarkt. Das gab der Verlag bekannt.
    Frank Schirrmacher wurde 1959 in Wiesbaden geboren. Er studierte Germanistik und Anglistik in Heidelberg sowie Philosophie und Literatur in Cambridge. 1985 stieg Schirrmacher als Feuilletonredakteur bei der "FAZ" ein. Vier Jahre später wurde er Nachfolger von Marcel Reich-Ranicki als Leiter der Redaktion "Literatur und literarisches Leben". Im Januar 1994 wurde Schirrmacher als Nachfolger von Joachim Fest zu einem der fünf "FAZ"-Herausgeber berufen, zuständig für die Ressorts Feuilleton und Wissenschaft.
    Schirrmacher galt als einer der einflussreichsten Intellektuellen in Deutschland. Immer wieder mischte er sich in aktuelle Debatten ein - zuletzt besonders bei solchen über Gentechnik und den digitalen Wandel unserer Gesellschaft. Bekannt wurde er auch als Autor von Büchern wie "Das Methusalem-Komplott" (2004) oder "Payback" (2009), in dem er vor den negativen Folgen der digitalen Überflutung warnte.
    In seinem 2013 erschienenen Werk "Ego" befasste er sich mit dem menschlichen Egoismus in der Zeit nach dem Kalten Krieg. Im Laufe seines Lebens wurde Schirrmacher mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2009 mit dem Ludwig-Börne-Preis.
    "Wichtige Debatten angestoßen"
    FAZ-Mitherausgeber Berthold Kohler: "Wir sind tief erschüttert und fassungslos. Das ist ein entsetzlicher Verlust für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Frank Schirrmacher war ein großer Journalist, der mit seinen Texten wichtige Debatten in Deutschland angestoßen hat. Im Herausgeberkreis hat er mit seinen Ideen und seiner Energie immer wieder Impulse für die Entwicklung der Zeitung gegeben. Wir werden ihn als Kollegen und Persönlichkeit sehr vermissen."
    Die "Frankfurter Allgemeine" teilte mit: "Schirrmachers Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen und Bedingungen, die die Lebensformen verändern – seien sie ökonomischer oder technologischer Art – ist legendär. (...) Sein analytischer Blick erfasste das Wesentliche im Wandel, seine Fähigkeit zur pointierten Darstellung komplexer Sachverhalte machte ihn zu einem führenden Intellektuellen unserer Zeit. Indem er das Feuilleton zu einem Forum der Zeitdiagnose ausbaute, war er ein Aufklärer in der besten Tradition des Wortes."
    Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel zeigte sich erschüttert über die Meldung von Schirrmachers Tod. "Das ist eine fürchterliche Nachricht", erklärte der Vizekanzler. "Deutschland hat einen großen Publizisten und Intellektuellen verloren. Und ich einen Freund", so Gabriel. Weitere Reaktionen lesen Sie hier.
    Schirrmacher hinterlässt seine Ehefrau und zwei Kinder.
    twa

    Programmtipp: Haben Sie die von Frank Schirrmacher begonnenen Debatten verfolgt? Haben sie Sie angeregt? Hat er das Feuilleton in Deutschland revolutioniert, einen anderen politischen und gesellschaftlichen Diskurs vorgegeben? Darüber sprechen wir in der Nacht zu Freitag ab 1:05 Uhr in der Sendung 2254. Rufen Sie uns an unter 0800 2254 2254

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