John Burnside über Paar-Magie

Liebe darf keine "Haushaltssituation" werden

29:02 Minuten
John Burnside sitzt auf einem Sofa vor einer Leinwand.
Der Lyriker John Burnside über sein Buch "Über Liebe und Magie". © Deutschlandradio/ David Kohlruss
Moderation: Dorothea Westphal · 17.10.2019
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In "Liebe und Magie" schreibt John Burnside über die Liebe und die Suche nach der Magie. Stellen Sie sich doch mal Romeo und Julia als verheiratetes Paar mit vier Kindern vor, und Romeo arbeitet irgendwo als Mechaniker, sagt er: "Wie langweilig wäre das gewesen!"
"Über Liebe und Magie" ist formal der dritte Band von John Burnsides Autobiografie. Doch mehr noch ist es eine Reflexion über die vielen Ausprägungen der Liebe: von der Mutterliebe über die zärtliche Hingabe bis zur Magie des Unerreichbaren. Und vielleicht auch - wie eine Rezensentin des "Guardian" schrieb - ein Blick in mythische Muster männlichen Begehrens.
"Ich bin ja in einer Welt aufgewachsen, da akzeptierte man die traditionelle Geschichte über Liebe: Man verliebt sich, man wird ein Paar, man heiratet, man hat Kinder und all das", sagt Burnside.
"Ich fand das ziemlich beängstigend. Das war für mich nicht mehr magisch, das war etwas Normales. Und damals in dem Alter habe ich gedacht: Wenn man so eine Haushaltssituation daraus macht, dann ruiniert man die Liebe, dann ist die Magie raus. Und wenn ich jetzt zurückdenke, denke ich, ich wollte einfach so eine Beziehung nicht haben."

Wann ist eine Liebe geglückt?

Wenn die Dinge andauern, werden sie langweilig, beschreibt Burnside eine Erfahrung. Oder sie könnten langweilig werden. "Und dann denkt man sich: Ist es nicht viel schöner, wenn man sich denkt, bei den meisten Liebesgeschichten geht es darum, dass sich zwei Menschen treffen, kurze Zeit und die Umstände halten sie auseinander?"
Wie wäre es, wenn Romeo und Julia geheiratet hätten und sie vier Kinder gehabt hätten, fragt der Schriftsteller. "Und wenn Romeo irgendwo als Mechaniker gearbeitet hätte oder so. Wie langweilig wäre das gewesen! Oder Antonius und Kleopatra." Diese Vorstellung von Liebe ist, betont er, "eine romantische Position, vielleicht auch der Standpunkt eines Sentimentalen, der denkt, das muss immer andauern."

Paradoxien der "ewigen" Liebe

Viele seiner Reflexionen über die Liebe verknüpft Burnside mit Musiktiteln: mit Screamin' Jay Hawkins' "I Put a Spell on You" beispielsweise, was auch der Untertitel seines Buches ist. Oder mit dem Popsong "Everlasting Love", den er als Kind gehört habe.
"Das klingt so: Oh, ich möchte dein Liebhaber die ganze Zeit über sein, deine Liebhaberin, und ich habe gesagt: nee, bloß nicht. Und gleichzeitig sagt man: Wenn du mich verlässt, sterbe ich. Aber wenn du mich nicht verlässt, bin ich ruiniert, weil diese Person an mir klebt", so Burnside. "Also wäre es nicht besser zu sagen: Ja, ich mag dich irgendwie, verbringen wir einfach ein bisschen Zeit miteinander, mal sehen, was passiert. Aber es gibt nicht viele Lieder, die so sind."
(uko)

John Burnside: Über Liebe und Magie - I Put a Spell on You
Penguin Verlag 2019
288 Seiten 20 Euro

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