Johannes Enders über den Augenblick

Wer präsent ist, spürt die kreative Energie des Lebens

04:26 Minuten
Jazz-Saxophonist Johannes Enders
„Es ist am tollsten, wenn man zusammen mit mehreren Leuten Musik macht, die man vorher nicht geplant hat", sagt der Jazz-Saxofonist Johannes Enders. © Jan Scheffner
Aufgezeichnet von Georg Gruber · 26.12.2020
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Dem Jazz-Saxofonisten Johannes Enders ist es heilig, präsent zu sein – im Augenblick. Musik kann dabei helfen, ist aber nicht der einzige Weg, die kreative Energie des Lebens zu spüren.
Heilig sind Johannes Enders die Familie, Freundschaften und echte Beziehungen. Dazu gehört für ihn auch, "dass man wirklich den Leuten begegnet, da ist und zuhört". Der Augenblick ist ihm wichtig, präsent zu sein – das geht auch über die Musik:
"Durch Musik so eine Atmosphäre zu schaffen, die dem Publikum auch etwas gibt, das fällt, glaube ich, auch unter die Kategorie 'da sein', also im Augenblick sein. Aber im Endeffekt ist es dann gar nicht so wichtig, was man macht, sondern wie man 'da ist'". Man könne genauso gut mit ein paar Leuten Tee trinken oder spazieren gehen, sagt Enders.

Gemeinsam Musik machen

Musik zu machen, ist ihm als Musiker natürlich auch heilig: "Es ist am tollsten, wenn man zusammen mit mehreren Leuten Musik macht, die man vorher nicht geplant hat. Nur für sich zu spielen oder um sich selber darzustellen – da stellt man irgendwann fest: Das macht auf lange Sicht nicht glücklich."


Gerade in Coronazeiten merkt Enders, wie wichtig es ihm ist, auf der Bühne zu stehen: "Das ist irgendwie so ein meditativer Moment, wo man jetzt nicht an die nächsten Tage denkt oder an gestern. Ich glaube, da lebt man dann tatsächlich. Wenn man es schafft, im Augenblick zu sein, lebt man.
Wenn man nicht präsent ist, dann lebt man eigentlich nicht. Ich glaube, das ist so ein bisschen der Fluch unserer Zeit, dass die meisten Leute immer so 'on the run' sind – man selber natürlich auch. Ich glaube, wenn man es schafft, im Augenblick zu sein, dann spürt man diese kreative Energie des Lebens."

In unserer Reihe "Was mir heilig ist" fragen wir alljährlich zur Weihnachtszeit Prominente, was ihnen wirklich am Herzen liegt.

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