Jo Fabians Theater-Pläne für Cottbus

"Ein Text ist nur Teil eines Netzwerks"

Jo Fabian, der zur nächsten Saison Schauspieldirektor am Staatstheater in Cottbus (Brandenburg) wird, fotografiert am 25.04.2017.
Der Regisseur und Choreograph Jo Fabian wird in der nächsten Spielzeit neuer Schauspieldirektor am Sprechtheater in Cottbus. © dpa / picture alliance / Patrick Pleul
Jo Fabian im Gespräch mit Janis El-Bira · 20.05.2017
Jo Fabian wird zur nächsten Saison neuer Schauspieldirektor am Sprechtheater in Cottbus. Er hat ehrgeizige Pläne: mehr Kommunikation in die Stadt hinein, mehr Kommunikation in andere Erfahrungswelten. "Ich mache auch Theater für alle, die nicht gekommen sind", sagt er.
Neustart für das Sprechtheater in Cottbus: Am einzigen Staatstheater in Brandenburg wird zur kommenden Saison der Regisseur und Choreograph Jo Fabian neuer Schauspieldirektor. Er geht damit nach rund 30 Jahren als freier Regisseur fest an ein Theater – und verspricht vom Start weg einige Veränderungen.
Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur sagte Fabian, dass das Engagement in Cottbus jetzt zur richtigen Zeit gekommen sei:
"Nach 30 Jahren freier Arbeit sehnt man sich auch ein bisschen danach, mal mit einem Ensemble kontinuierlich zu arbeiten."

Kontextbezug durch Kommunikation

An der Arbeit am Stadttheater interessiere ihn ein Aspekt ganz besonders, meinte Fabian:
"Die Befriedigung einer Sehnsucht, die heute für mich heißt: Kommunikation. Und das finde ich auch künstlerisch interessant: Weil auch ein Text oder ein Stück ist eigentlich nur Teil eines Netzwerks, einer Expansion, die aus vielen Theatertexten besteht. Und das immer mit zu spiegeln, also, dass es nicht darum geht, das Einzelne an den Mann zu bringen, sondern einzubetten in andere Kontexte, in Zeitgefühl, in Wirklichkeitserfahrungen. Und das würde ich gerne diskutieren und kommunizieren, mit dem Ziel: Wenn wir da Gemeinsamkeiten haben (…), dann wäre für mich auch schon eine wichtige Aufgabe als Möglichkeit des Stadttheaters erfüllt."

Theater - auch für die, die nicht gekommen sind

Damit will Fabian nicht allein das Cottbusser Stammpublikum, sondern die ganze Stadt ansprechen:
"Ich mache auch Theater für alle, die nicht gekommen sind. Weil ich davon ausgehe, dass ich da eine Kernzelle vor mir sitzen habe und die Kommunikation ist dann durch Verteilung. (…) Du musst also gar nicht da gewesen sein, du musst aber davon erfahren haben, was da abgegangen ist."

Weitere Zielgruppe: das junge Publikum

Hierbei will Jo Fabian vor allem auch das junge Publikum ansprechen. In Cottbus ist immerhin bereits ein Drittel der Zuschauer jünger als 25 Jahre:
"Das (Theater) kann ganz Unterschiedliches für sie sein. Ob das nun der Trainingsplatz von Wahrnehmungsmöglichkeiten der Wirklichkeit ist oder ob man das Theater (vielleicht) auch zu ihrem Club macht, also auch bei ihnen dafür sorgt, dass das ihr Eigenes ist, dass sie das selber benutzen wollen."
Programmatisch sieht Fabian für das Staatstheater Cottbus auch eine stärkere Öffnung hin zur Freien Szene und auch darüber hinaus vor:
"Nicht für Künstler aus der Freien Szene, sondern auch für Studenten und Amateure. Also da wo sich Räume bieten (…) für jegliche Art von Kommunikation, Produktivität und Kreativität, bin ich ja jetzt das erste Mal auf der Seite der Ermöglicher."
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