Jesidische Flüchtlinge in Deutschland

Quoten, Zahlen, Traumata

Ein Mann hält ein Schild mit der Aufschrift «MORE THAN 5 000 KILLED EZIDIS VICTIMS» («über 5000 getötete jesidische Opfer») am 03.08.2016 in Berlin bei einem Gedenkmarsch anlässlich des Überfalls der Terrororgruppe «Islamischer Staat» (IS) auf die religiösen und ethischen Minderheiten im Nordirak.
Jesiden demonstrierten in Berlin. © picture alliance / dpa / Wolfram Kastl
Von Bettina Rühl  · 11.10.2016
Rund 5.000 Frauen im Nordirak wurden von den Milizionären der Terrormiliz Islamischer Staat vergewaltigt, mit ihren Kindern verschleppt und schwer missbraucht. Im letzten Jahr beschloss die baden-württembergische Landesregierung daher, 1.000 schwer traumatisierte jesidische Frauen aufzunehmen.
"Verkauft zu werden, fand ich so schlimm, dass ich nicht mehr leben wollte", sagt Khudeda Ali (Name von der Redaktion geändert). Khudeda Ali ist eine von 5.000 jesidische Frauen, die von Mitgliedern der Terrormiliz Islamischer Staat im Nordirak geraubt, vergewaltigt und als Sklaven weiterverkauft wurden. Zusammen mit 999 anderen Opfern ist Khudeda Ali jetzt nach Baden-Württemberg gekommen, um ihr Trauma behandeln zu lassen.
Die Jesidinnen haben die Hölle auf Erden erlebt. Sie mussten mit anhören oder ansehen, wie ihre Männer erschossen wurden - und mussten den Milizionären und ihren Käufern Tag und Nacht zu Willen sein. "Der IS hat unser Blut getrunken", sagt Khudeda Ali.
Hilfe in Deutschland
In ihrer Heimat konnte den traumatisierten Frauen kaum jemand helfen, weil es zu wenige ausgebildete Psychotherapeuten gibt. Deshalb sind sie nach Deutschland gekommen. Hier versuchen die Frauen ohne ihre Familien zurechtzukommen - und irgendwie mit dem Trauma zu leben. Denn: "In der Erinnerung bleibt man gefangen", sagt Khudeda Ali.
Produktion: SWR/DLF 2016
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