Jan Weiler über "Die Ältern"

    "Das Lebensgefühl ist immer ein bisschen jünger"

    Bücherherbst 2020 von Deutschlandfunk Kultur: Jan Weiler liest aus seinem Buch "Die Ältern", Aufzeichnung der Sendung in der Bertelsmann Repräsentanz in Berlin
    Jan Weiler, geboren 1967, schrieb mehrere Bestseller, unter anderem "Maria, ihm schmeckt's nicht!" und gleich drei Bücher über das "Pubertier". © Deutschlandradio / Christian Kruppa
    Moderation: Andrea Gerk · 17.10.2020
    Peinlichkeit kennt keine Grenzen – jedenfalls nicht, wenn Jugendliche auf Erwachsene blicken. Bestsellerautor Jan Weiler weiß das aus eigener leidvoller Erfahrung und gibt in seinem neuen Buch "Die Ältern" einige nützliche Verständnishilfen.
    Er hat in großer Ausführlichkeit über das "Pubertier" berichtet, doch Jan Weilers neues Buch "Die Ältern" ist schon über die Pubertät hinaus – wenn die Kinder zum Sprung in die Welt hinaus bereit sind, aber die Eltern sich am liebsten noch an ihr Bein klammern würden.
    Der Buchautor schreibt: "Man ist 49, fühlt sich wie 29, wird aber behandelt, als sei man 79." Die meisten Menschen hätten von sich selber den Eindruck, sie seien jünger: "Das Lebensgefühl ist immer ein bisschen jünger, als man tatsächlich ist. Man wird aber von außen nicht so wahrgenommen, erst recht nicht von Jugendlichen! Da ist man manchmal ganz schön abgehängt."
    Weiler spricht von einem doppelten Coming-of-Age bei den Kindern und bei einem selbst. Damit müsse man sich abfinden. Aber es könne helfen, sich an die eigene Jugend zu erinnern und an das damalige Verhältnis zu den Eltern: "Ich glaube, dass wir noch viel abgegrenzter zu denen waren als unsere Kinder zu uns."

    Tanzen ohne Musik, um die Tochter zu ärgern

    Das wichtigste Wort in diesem Zusammenhang ist "peinlich". Das waren immer nur die eigenen Eltern, nie man selber.
    "Wir sind natürlich wahnsinnig unpeinlich" sagt Weiler. "Es sei denn, ich tanze. Wenn ich tanze, dann schrumpft meine Tochter ein wie ein verwelkendes Blümchen, weil sie das so unfassbar unerträglich findet. Ich tanze auch manchmal ohne Musik, nur um sie zu ärgern."
    Der Journalist beschreibt sich als eine "gefiederte Glucke", die schwer loslassen kann, wenn die Kinder sich anschicken, das Haus zu verlassen: "Diese Perspektive, dass die Kinder einfach irgendwann abhauen und dann weg sind, ist gar nicht so angenehm. Es ist ein bisschen wie Winterreifen: Man weiß, der Winter kommt, aber man wartet, bis Schnee liegt, dass man die Dinger aufzieht."
    (cre)

    Jan Weiler: "Die Ältern"
    Piper Verlag 2020
    160 Seiten, 15 Euro

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