Jan Hofer verlässt die Tagesschau

Der letzte klassische Nachrichtensprecher

06:52 Minuten
Chefsprecher Jan Hofer im Studio der Tagesschau
Jan Hofer war fast 36 Jahre bei der ARD-Tagesschau, so lange wie sonst niemand. © picture alliance /dpa / Hendrik Lüders
Norbert Bolz im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 14.12.2020
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Jan Hofer verabschiedet sich von der Tagesschau in die Rente. Mit ihm geht der Typ des seriösen Nachrichtensprechers, sagt der Medienforscher Norbert Bolz. Er befürchtet eine Entwicklung wie bei CNN: mehr Meinung, weniger Information.
Tagesschau-Chefsprecher Jan Hofer geht am Montagabend (14.12.2020) zum letzten Mal auf Sendung. Der Medienwissenschaftler Norbert Bolz bedauert das: "Er ist ein Typus, den man bald gar nicht mehr kennen wird, ein sehr klassischer, sehr traditioneller Nachrichtensprecher, ernst, seriös, freundlich."
Hofer bringe nicht sich selbst in den Vordergrund, sondern die Nachricht – und er vermische sie nicht mit persönlichem Touch oder gar persönlicher Meinung. Nach Bolz' Ansicht geht der Journalismus insgesamt in eine andere Richtung, und das werde sich wahrscheinlich auch in der Tagesschau zeigen. Dazu müsse man nur in die USA zu CNN schauen:
"Es sind primär Frauen, die dort Nachrichten präsentieren. Sie sehen hervorragend aus, sie sind unglaublich geistesgegenwärtig, rhetorisch fantastisch geschult und sie haben auch so etwas wie eine eigene politische Botschaft. Ich vermute, diese Elemente werden sich immer mehr durchsetzen."

Objektivität – eine Sache von gestern?

Die traditionelle Trennung zwischen Information auf der einen Seite und Kommentar auf der anderen werde immer deutlicher aufgehoben, so Bolz: Es gebe gerade auch in den öffentlich-rechtlichen Medien die Vertreter wie Anja Reschke und einige andere, die sagen, "objektivistischer Journalismus" sei eine Sache von gestern, Journalisten müssten Haltung zeigen.
(bth)
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