James Blake: "Friends That Break Your Heart"

Von einem, der zu sich gefunden hat

09:08 Minuten
James Blake schwimmt in einem Pool und trägt dabei ein rosa Hemd
Dank der reduzierten, atmosphärischen Beats und der markanten Falsett-Stimme klingt auch "Friends That Break Your Heart" wieder eindeutig nach James Blake. © Universal Music
Von Maximilian Winkler · 08.10.2021
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James Blake war mal der It-Boy unter den Produzenten. Seitdem ist viel passiert. Sein neues, fünftes Album "Friends That Break Your Heart" ist seine erwachsenste Platte. Auch wenn Blake die Gitarre in die Hand nimmt, bleibt sein Sound unverkennbar.
Gleich vorneweg: Was den Sound angeht, ist James Blake mit "Friends That Break Your Heart" weiterhin auf höchstem Niveau und am Puls der Zeit. Mal hören wir da ganz kühle, langsame Trap-Nummern, mal vorwärts rollende Popsongs mit einem geloopten Cembalo und eingeworfenen Ad-Libs. Wie für ihn üblich hat Blake außerdem mit einigen bekannten Namen zusammengearbeitet, unter anderem Dominic Maker vom Elektro-Duo Mount Kimbie und SZA.

Im Reinen mit seiner Musik

Man hört jedoch, dass der Produzent mittlerweile in seinen Dreißigern angekommen ist. Besonders deutlich wird das im Song "Say What You Will". Hier zieht Blake ein Zwischenfazit seiner Karriere und stellt fest, dass er aktuell mit sich und seiner Arbeit im Reinen ist. Er weiß zwar, dass er niemals jedem gefallen und die größten Hallen füllen wird, aber eben auch, dass er die kleineren Auftritte zu schätzen weiß und auf seinen Fähigkeiten als Musiker vertrauen kann.
Das war aber nicht immer so. Blake hat in einem Interview erzählt, dass ihn zu Beginn seiner Karriere und besonders nach seinem Umzug nach Los Angeles immer wieder Selbstzweifel und Depressionen geplagt haben. Vor allem die ständigen Vergleiche innerhalb der Musikszene und auch in den sozialen Medien hätten ihn beschäftigt.
Im Video zum Song "Say What You Will" greift er dieses Thema selbstironisch auf. Darin ist er selbst zu sehen, wie er in jeglichen Bereichen seines Lebens von Finneas O’Conell übertroffen wird – dem Bruder und Produzenten von Billie Eilish. Der gewinnt mehr Preise und wird von Fans umschwärmt, während Blake links liegen gelassen wird. O’Conell fungiert quasi als jüngere und bessere Version von James Blake. Er ist jetzt der begehrteste Produzent und lässt James Blake im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen. Am Ende des Videos sehen wir dann aber einen Blake, der seinen Frieden damit macht, dass andere erfolgreicher sind als er und der sich selbst genug ist.

Kein Jammerlappen mehr

Im Vergleich zum letzten Album "Assume Form" basieren viele Songs wieder mehr auf elektronischem Klavier und einer – für James Blake sehr ungewöhnlich – Gitarre. Trotzdem sind die Songs sofort als James-Blake-Platte erkennbar, dank der reduzierten, atmosphärischen Beats und besonders seiner markanten Falsett-Stimme.
Thematisch gibt es zum einen die klassischen Trennungssongs, in denen Blake auch ganz klar anspricht, wie sehr er verletzt wurde. Daneben, zum Beispiel im Titeltrack "Friends That Break Your Heart", schaut er aber auch zurück auf andere Beziehungen wie Freundschaften, die in die Brüche gegangen sind und ihn verbittert zurückgelassen haben. Das klingt aber weniger weinerlich als ziemlich abgeklärt oder geradezu distanziert. Ganz nach dem Motto: Warum interessiert mich das überhaupt noch? Es ist an der Zeit, weiterzugehen.
Blake hat auf seinem fünften Album zu sich selbst gefunden. Gleichzeitig klingt "Friends That Break Your Heart" oftmals nach einem Abschluss – viele Songs werfen den Blick zurück, ohne dabei aber wirklich sentimental zu werden. Im Text von "Say What You Will" lässt Blake sein jüngeres Ich zwar sterben, leidet aber nicht mit, sondern schaut dabei einfach nur durchs Fenster zu. Das ist elegant und selbstironisch. Wer James Blake früher als Jammerlappen abgelehnt hat, der sollte ihm jetzt eine neue Chance geben.
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