Schule nach den Sommerferien

In festen Lerngruppen könnte es klappen

08:23 Minuten
In einem Klassenzimmer sitzen zwei Schülerinnen und ein Schüler mit Mundschutz.
Wenn man weiß, wer mit wem Kontakt hat, könnte auch die Abstandsregel und die Maskenpflicht in den Klassenzimmern wieder entfallen. © imago images / Rupert Oberhäuser
Heike Schmoll im Gespräch mit Axel Rahmlow · 15.07.2020
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Anfang August sind in sechs Bundesländern die Schulferien vorbei. Kann mit bestimmten Hygieneregeln der Schulbetrieb wieder hochfahren? Heike Schmoll, Journalistin für Bildungspolitik bei der "FAZ", hält das für realistisch.
Spätestens im September soll die Schule nach den Ferien in allen Bundesländern wieder beginnen. Die Frage ist nur: wie? Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) hat dafür einen Rahmenplan für Hygienemaßnahmen an Schulen beschlossen. Dieser solle bundesweit einheitlich gelten, aber eher "Orientierungshilfe" als eine Vorgabe sein. Auf Detailregelungen sei dabei "vor dem Hintergrund spezifischer Gegebenheiten vor Ort bewusst verzichtet" worden.

Hygieneregeln müssen gelten

Auch der Städte- und Gemeindebundchef Gerd Landsberg betont, dass die Situation "von Schule zu Schule unterschiedlich" zu bewerten sei. Man müsse sich jetzt vorbereiten und zum Beispiel die Fenster und Klimaanlagen optimieren.
Es scheint, als müssten die großen Fragen also vor Ort gelöst werden. Die Bundesbildungsministerin hat im föderalen Deutschland auch nicht das Recht, ein "nationales Konzept" für die Schulen anzuordnen. Im besten Fall könnte sie einen gemeinsamen Weg vorschlagen, wie Klassen verkleinert und die Unterrichtsstunden über den Tag verteilt werden.

Wer hatte Kontakt mit wem?

Heike Schmoll ist bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" für Bildungspolitik zuständig und denkt, dass die Klassen nach den Ferien auch ohne die Abstandsregelung wieder voll unterrichtet werden könnten – bei Einhaltung der Hygieneregeln.
"Also, dass man sich die Hände wäscht, dass man außerhalb der Klassenräume Maske trägt und vor allem, dass man feste Lerngruppen hat. Man kann Abstand nur aufheben, wenn man weiß, wer mit wem Kontakt hatte."
Schmoll hält es für "ziemlich realistisch", dass das auch gelingt. Denn bei einzelnen Infektionsfällen müsse so nicht die gesamte Schule geschlossen werden.

Hoffnungsvolle Studien

Die aktuellen Studien seien ebenfalls "hoffnungsvoll". Die Schulen hätten sich bisher nicht als "Infektionsbeschleuniger" hervorgetan.
Eine Studie der Universität Dresden hat jüngst weitere Entwarnung gegeben: Von 1500 Schülerinnen und Schülern zwischen 14 und 18 Jahren sowie 500 Lehrern wurden lediglich bei zwölf Antikörper nachgewiesen – eine 0,6-prozentige Infektionsrate.
Nach wie vor seien die Schulen vor allem dazu aufgefordert, im Alltag zu improvisieren. Vor allem eine Entwicklung gelte es jetzt zu stoppen, sagt Schmoll:
"Ich finde, dass dieses ganze Homeschooling im Grunde ein Rückfall in vormoderne Zeiten war: Wer es sich leisten konnte, hat ein Privatlehrer gehabt oder eben gebildete Eltern. Alle anderen sind unglaublich benachteiligt gewesen - vor allem Kinder von berufstätigen Müttern, alleinerziehenden Müttern oder Vätern."
(sed)
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