Jahrestagung des Goethe-Instituts

Mit "intelligenten Allianzen" Vielfalt stärken

09:16 Minuten
Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, spricht auf einer Pressekonferenz
Das Goethe-Institut habe weltweit viele Jahrzehnte gearbeitet, das Vertrauen zu Deutschland wiederherzustellen, sagte Präsident Klaus-Dieter Lehmann auf der Jahrespressekonferenz. © picture alliance/Fabian Sommer/dpa
Klaus-Dieter Lehmann im Gespräch mit Marietta Schwarz · 10.12.2019
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Das Goethe-Institut will die Zusammenarbeit mit Einrichtungen anderer Länder verstärken. Goethe-Präsident Klaus-Dieter Lehmann sieht das auch als Mittel gegen Nationalismus. Gleichwohl ist er entschieden gegen ein einheitliches europäisches Kulturinstitut.
Bei der Jahrespressekonferenz des Goethe-Instituts zeigte sich Präsident Klaus-Dieter Lehmann alarmiert: Abschottung, Fremdenhass und Antisemitismus würden zunehmen in Europa. Dieser "verhängnisvollen Entwicklung" müsse man entgegentreten und sich entschieden für eine freiheitliche Gesellschaft einsetzen.
Das Mittel des Goethe-Instituts gegen Nationalismus: intelligente Allianzen. Im nächsten Jahr eröffnen zwei deutsch-französische Institute in Rio de Janeiro und Palermo, auch im Irak soll die deutsch-französische Zusammenarbeit verstärkt werden.
Aber die Allianzen sollen noch vielfältiger werden: "Wir wollen natürlich, dass es nicht bei einer bilateralen Form bleibt. Ich möchte zeigen, dass wir in der Lage sind, diese nationalen Institute zu einer europäischen Dimension zu erweitern", sagt Klaus Dieter Lehmann.

"Europäische Kultur ist eine Migrationskultur"

Zusammenarbeit ja, aber einem einheitlichen europäischen Kultur-Institut erteilt Lehmann eine Absage: "Europäische Kultur ist eine Migrationskultur. Das heißt, der Einfluss der jeweiligen anderen kulturellen Entwicklungen muss immer ein Gesprächsgegenstand sein."
Es gehe nicht um eine Vereinheitlichung der Kultur, sondern die "Vielfalt der Kultur soll in eine dialogfähige Form gebracht werden", so der 79-Jährige. So könne die "Seele dieser europäischen Verbindung" lebendig werden.
Vorwürfe, die Deutschen sollten erst vor der eigenen Tür kehren, bevor sie anderen Ratschläge erteilen, kontert Lehmann mit Verweis auf das "partizipatorische Prinzip": "Diversität ist ein Teil unserer Identität."
Aber natürlich müsse man sich auch im eigenen Land für Demokratie und Mitsprache einsetzen: "Und deshalb äußere ich mich auch in Deutschland dazu, auch wenn wir ein Auslandsinstitut sind."

Kultur ist nicht gleich Propaganda

Einen Kulturkampf mit Ländern wie Russland oder China kann Lehmann nicht erkennen: "Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn wir einen Wettbewerb der Kulturen machen." Auch wenn in einigen Ländern der Staat direkt auf die Kulturinstitutionen zugreifen würde, gelte für das Goethe-Institut: "Man darf die Kultur nicht einsetzen für Propaganda."
(beb)
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