Jahresrückblick auf die Musik in 2018

Die besten Bestenlisten

Die Musikerin Janelle Monae 2018 bei den Grammy Awards.
Blickt zurück auf ein sehr erfolgreiches Jahr: Janelle Monáe, hier bei den Grammys 2018 © dpa / picture-alliance
Von Mike Herbstreuth · 28.12.2018
Jahresende, Bestenlistenzeit - wir präsentieren daher stolz: Die besten Bestenlisten für Musik aus dem Jahr 2018! Nur echt mit ganz viel Janelle Monáe.
Wie machen wir, als Menschen, uns die Unendlichkeit bewusst? Wie können wir nur im Ansatz versuchen, das Unbegreifliche zu verstehen? Das hat sich Umberto Eco mal gefragt, und seine Antwort darauf: Listen. Listen helfen uns dabei, einen riesigen Berg Informationen zu verstehen und in kleinen Häppchen zu verarbeiten. Und da gibt bei der 100-beste-Alben-Liste von Vice leider Abzüge. Denn zum einen sind laut dem Psychologen David Rapp kürzere Listen glaubwürdiger als lange, zum anderen sind 100 Alben einfach generell zu viel für eine Best-of-Liste – fünf Minuten nach dem Lesen hat man 90 der Alben schon wieder vergessen. Und dazu bekommt die Liste von Vice einen zusätzlichen Abzug dafür, dass Janelle Monáes Album "Dirty Computer" nicht auf Platz 1 ist, sondern nur auf Platz 5.
Prinzipiell sehr geschmackssicher und mit musikalischer Expertise zusammengestellt, u.a. mit Janelle Monáe auf Platz 1. Aber wieso sind es bei der New York Times "die 28 besten Alben"? Warum nicht 25? oder 30?
In einer Studie haben Psychologen der Universität Seattle herausgefunden, dass über 160 Millionen Bestenlisten im Netz auf eine Null enden. Auf eine 8 enden zum Beispiel weniger als 5 Millionen. Runde Zahlen – vor allem die 10 - ziehen Leserinnen und Leser also an. Ein großer Listen-Fauxpas der Times also, weshalb es nur für den vorletzten Platz dieser Liste reicht. Im Notfall einfach wie ich behaupten, das hier wäre eine Top-10-Liste, dabei sind nur 5 Listen in diesem Ranking. Weshalb es nach Platz 9 auch direkt weiter geht mit
Ähnliches Problem wie bei der Liste von Vice, ABER: Hier entscheidet keine Redaktion, hier entscheiden die Hörerinnen und Hörer. Und das ist ein weiterer wichtiger Aspekt von Listen, wie der Medien-Psychologe Stuart Fischoff sagt: Sie sind auch dafür da, Debatten anzustoßen und dass die Leserinnen und Leser bei ihrem Anblick sagen: "Seid ihr eigentlich bescheuert? Das weiß ich besser." Und dann selbst abstimmen und eine eigene Liste machen. So wie eben die Hörerinnen und Hörer von NPR. Nur um letztendlich doch zum gleichen Ergebnis wie die Redaktion zu kommen: Das Janelle Monáes "Dirty Computer" das beste Album des Jahres ist.
Eine Best-of-Liste, die in den Augen von Listen-Puristen jede Menge Fehler macht: Sie besteht aus nur 8 Songs und verstößt damit gegen das Listen-Gesetz der runden Zahl. Und noch schlimmer: Diese Best-of-Liste ist nicht durchnummeriert. Laut dem Psychologen Fischoff brauchen wir Nummerierungen, um uns überhaupt an die einzelnen Punkte einer Liste erinnern zu können. All diese Minuspunkte macht diese Liste aber durch Kreativität wett. Denn das Ranking "Die Musik, die wir 2018 übersehen haben" von NPR sagt ganz klar: Ja, auch wir machen Fehler. Und schafft es so auf einen verdienten Platz 2 - mit acht Songs, die wohl in keiner anderen Best-of-2018-Liste vorkommen, wie zum Beispiel "Aquatic" von Son Lux.
Eine Liste, die alles richtig macht. Nur 10 Alben, durchnummeriert, zu jedem Album ein kurzer, prägnanter Text, dazu ein knackiges Zitat einer Moderatorin oder eines Moderators.
Die Liste hat allerdings einen großen Fehler: "Dirty Computer" von Janelle Monáe ist nicht auf Platz 1.
Ansonsten findet der gemeine Listenliebhaber finden hier alles, was das Top-Ten-Herz begehrt. Nummern-Junkies, die 2018 den Extra-Ranking-Kick suchen, könnten aber womöglich enttäuscht sein. Denen empfehlen wir die Listen "Die besten Country-Weihnachts-Lieder 2018" der Website "Taste Of Country" und "Die 10 besten Songs des Jahres von Künstlerinnen und Künstlern aus Milwaukee" der Tageszeitung Milwaukee Journal Sentinal.
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