"Jackpot"

Von Hans-Ulrich Pönack · 13.11.2013
Bei einer Sportwette gewinnt eine schräge Tippgemeinschaft insgesamt 1,7 Millionen Kronen – und eine bizarre Show nimmt ihren Lauf. Der nordische Rotzstreifen bietet herrlich skurrilen Slapstick.
Übersehen wir den dussligen deutschen Zusatztitel "Vier Nieten landen einen Treffer". Nähme man ihn bzw. das hier ernst, müsste man feststellen, dass sämtliche Beteiligte hier einen ausgewachsenen Knall haben. Weil aber genau dies von Anfang an klar ist, ist dieser nordische Rotzstreifen ein kurioser Kino-Hammer. Wie er schon anfängt: Eine Schießerei im Sexshop "Pink Heaven". Statt angeberischer Kids-Befriedigung gibt es ein Blutbad. Mit irrsinnigen Fragen, Details und Erklärungen.

Als einziger hat Oscar (Kyrre Hellum) überlebt, mit einem Gewehr in der Hand, unter einer übergewichtigen toten Stripperin liegend. Doch Oscar beteuert seine Unschuld gegenüber dem, sagen wir einmal, etwas eigenwillig ermittelnden Oberpolizisten Solor (Henrik Mestad). Und er muss ganz weit ausholen, um für dieses Massaker ein völlig abnormes Gesamtbild zu erklären. Angefangen hat alles damit, dass zwischen Oscar und drei Mitstreitern von der Arbeit eine Tippgemeinschaft entstand. Die dann in einer Sportwette umgehend 1,7 Millionen Kronen gewinnt. Die urige, besser bizarre Show kann losgehen.

Man muss auch wissen: Oscar ist eigentlich der Gute bzw. einer, der ans Gute glaube. Er ist so eine Art Obersozialarbeiter, der in seiner kleinen Fabrik irgendwo im norwegischen Nirgendwo weiße Plastikweihnachtsbäume am Fließband herstellt, gemeinsam mit entlassenen Kriminellen, die sich hier bewähren sollen. Doch Oscar ist viel zu lieb und auch etwas einfältig für diesen Führungsjob. Seine Mitarbeiter wissen das leidlich und weidlich auszunutzen.

Es fängt schon damit an, dass sich ja die Gewinnsumme "auf keinen Fall" durch vier teilen lässt. Also gibt es den ersten Toten innerhalb der "robusten Gewinnerfamily". Und Massen von weiteren schier unglaublichen Schwierigkeiten. Der Film nimmt immer schrägere Wendungen. Regisseur Magnus Martens, 38, und sein prominenter Mitschreiber, der 51-jährige norwegische Krimi-Bestseller-Autor Jo Nesbo ("Headhunter", 2011 von Morten Tydlum unter dem gleichen Titel großartig verfilmt), servieren hier eine wunderbar trockene, lakonische, pechschwarz-humorvolle Gauner-Gangster-Komödie mit verblüffend grotesken und herrlich absurden Action-Motiven, die für viel schräge wie prächtige Schmunzellaune sorgt. Da wird munter gehackt, gehämmert, sogar gehäckselt sowie, natürlich, auch viel geballert. Skurriler Slapstick vom Dunkel-Feinsten.

Norwegen 2011; Regie: Magnus Martens; Darsteller: Kyrre Hellum, Mads Ousdal, Henrik Mestad; 90 Minuten; freigegeben ab 16 Jahren
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