J.K. Rowling: "The Ickabog"

Märchen mit doppeltem Boden

02:50 Minuten
Die britische Autorin J.K. Rowling
Schon vor Jahren hat J.K. Rowling das Märchen geschrieben - jetzt hat sie es kostenlos ins Netzt gestellt. © Wall to Wall Media Ltd
Von Elena Gorgis · 05.06.2020
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Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling hat ein Märchen über einen eitlen, blonden König geschrieben, das sie jetzt kostenlos im Netz veröffentlich hat. Fünf Gründe, warum die Britin damit voll ins Schwarze trifft.

Erstens

J.K. Rowling weckt die Begeisterung fürs Lesen. Sie mag durch ihr Harry-Potter-Imperium inzwischen eine der reichsten Frauen der Welt sein. Im Kern dieses ganzen Business schreibt sie aber einfach nur spannende Geschichten. Fängt man einmal an zu lesen, will man wissen wie es weitergeht. Genauso ist das auch beim Ickabog.

Zweitens

Restaurants und Baumärkte sind wieder offen, Schulen und Kindergärten nur so halb. Bei J.K. Rowling dagegen müssen sich endlich mal die Erwachsenen hinten anstellen. Eigentlich sollte als Nächstes der fünfte Band ihrer erfolgreichen Cormoran-Strike-Krimis herauskommen. Aber die erwachsenen Leser müssen jetzt eben warten.

Drittens

Der Überbau. Der Ickabog kommt als simples Kindermärchen ab sieben Jahren daher. Aber wie schon bei Harry Potter ist die ganze Sache natürlich viel komplexer. Wir erinnern uns: Auch der Hobbit von Tolkien begann mal als Gute-Nacht-Geschichte, Charles Dickens wurde mit Fortsetzungsgeschichten berühmt und die Suche nach dem Biest geht natürlich auf die Artussage zurück. All das führt J.K. Rowling im Ickabog mühelos zusammen.

Viertens

J.K. Rowlings Ironie. Sie teilt zwar mit: "Der Ickabog" sei nicht "als Antwort auf alles gedacht, was gerade auf der Welt passiert". Aber man braucht nicht viel Fantasie, um in dem blonden König Fred, der sich selbst den Furchtlosen getauft hat, weil er einmal eine Wespe erschlagen hat, den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump zu erkennen.
Wer ist am Ende das Biest? Der Ickabog oder der weiße Mann? Noch kennen wir die Antwort nicht.

Fünftens

Endlich tut in der Pandemie jemand etwas für die Generation Harry Potter. Die Fans von einst sind inzwischen die Eltern, die sich seit Monaten zwischen Homeoffice und Homeschooling aufreiben. Wenn die Kinder hoffentlich bald wieder länger zur Schule gehen, können die Eltern den dann vollständigen Ickabog runterladen und das machen, was so lange gefehlt hat: Ein Buch in einem Rutsch von Anfang bis Ende lesen.
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