IWF und Griechenland

Lagarde hat noch Spielraum

IWF-Chefin Christine Lagarde deutet mit dem Zeigefinger hinter sich
IWF-Chefin Christine Lagarde bei einem Treffen der Euro-Gruppe in Brüssel © AFP/ John Thys
Von Marcus Pindur · 01.07.2015
Griechenland hat die fällige Rate an den Internationalen Währungsfonds nicht gezahlt. Weitere Kredite kann dieser nun nicht mehr an Griechenland vergeben. Doch IWF-Chefin Lagarde hat deutlich gemacht, dass sie die Tür für erneute Gespräche offen hält.
Sorge ja, Panik nein, so lässt sich die Reaktion Washingtons auf die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands beschreiben. Präsident Obama wies darauf hin, dass es sich zunächst um ein europäisches Problem handele:
"Wir glauben nicht, dass davon größere Schockwellen ausgehen werden. Aber das wird schmerzhaft für das griechische Volk werden und es könnte sich auf das Wachstum in Europa auswirken. Und das heißt, es könnte einen negativen Effekt auf unsere und auf die Weltwirtschaft haben."
Und das ist der Grund, warum die amerikanische Regierung seit Tagen in engem Kontakt mit den Europäern steht. US-Finanzminister Jack Lew telefonierte mit seinem deutschen Kollegen Wolfgang Schäuble, mit Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem und den Finanzministern Frankreichs und Italiens. Dabei mahnte Lew einen pragmatischen Lösungskurs an. Präsident Obama sprach mit Bundeskanzlerin Merkel und dem französischen Präsidenten Hollande.
Obama-Regierung hält sich mit Ratschlägen zurück
Mit öffentlichen, spezifischen Ratschlägen hält sich die Obama-Administration seit einiger Zeit zurück. Finanzminister Lew sagte, die USA seien für einen Verbleib der Griechen im Euro, sie müssten allerdings auch die politischen Bedingungen dafür erfüllen. Obama erklärte, er ermutige sowohl die griechische Regierung als auch die europäischen Partner, weiter auf dem Verhandlungsweg eine Lösung zu finden.
Doch man beobachtet die Lage sehr genau, gerade mit Blick auf die amerikanischen Finanzmärkte. Das US-Bankensystem gilt zwar mittlerweile als krisenfester als das europäische, aber die Erinnerung an den dominoartigen Zusammenbruch nach der Lehman-Pleite 2008 ist noch sehr wach.
"Es ist wichtig für uns, uns auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Deshalb arbeiten wir eng mit der Europäischen Zentralbank und anderen internationalen Finanzinstitutionen zusammen, um mögliche Störungen der internationalen Märkte abzufedern."
Lagarde hält die Tür offen
Der Internationale Währungsfonds IWF hat nach der Feststellung der Zahlungsunfähigkeit durch IWF-Präsidentin Christine Lagarde 30 Tage Zeit, um weitere Entscheidungen zu treffen. Nach der Feststellung einer Zahlungsunfähigkeit kann der IWF keine weiteren Kredite an Griechenland mehr vergeben. Zunächst hat Lagarde aber noch Spielraum - und sie hat bereits deutlich gemacht, dass sie die Tür für weitere Gespräche mit Athen noch nicht ganz geschlossen habe.
Wahrscheinlich ist, dass der IWF zunächst den Ausgang des Referendums in Athen abwartet. IWF-Chefin Lagarde betonte in ihrer Stellungnahme nach dem Scheitern der Verhandlungen am vergangenen Sonntag, dass die Eurozone und die Europäische Zentralbank heute in einer starken Position seien. Sie verfügten über das Instrumentarium, auf alle Entwicklungen angemessen zu reagieren.
Darin klingt durch, dass der Internationale Währungsfonds einen Verbleib der Griechen im Euro bevorzugen würde - aber einen Euro-Austritt Griechenlands nicht für eine unbeherrschbare Katastrophe hält.
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