Debatte um Umbenennung des Hindenburgdamms

Bahnstrecke nach Sylt wird zum Politikum

Die Aufnahme zeigt Reichspräsident Paul von Hindenburg mit Adolf Hitler im Jahr 1929. | Verwendung weltweit | picture alliance
Feinde der Republik: Reichspräsident von Hindenburg mit Adolf Hitler im Jahr 1929. © World History Archive
Thorsten Phililpps im Gespräch mit Axel Rahmlow · 08.02.2019
Der Bahndamm nach Sylt heißt im Volksmund Hindenburgdamm. Politiker wollen den Namen verbieten - weil Hindenburg als ein Wegbereiter des NS-Regimes gilt. Der Journalist Thorsten Philipps bezweifelt, dass die Bürger sich so etwas vorschreiben lassen.
Hinter der nüchternen Bezeichnung "Strecke 1210" steckt eine Zugstrecke der Deutschen Bahn, um die gerade in Schleswig-Holstein eine Diskussion entbrannt ist: Es ist der Bahndamm nach Sylt, im Volksmund seit der Einweihung 1927 bekannt als Hindenburgdamm. Abgeordnete von SPD und Grünen im schleswig-holsteinischen Landtag fordern nun, den Damm zum Beispiel in "Sylt-Damm" umzubenennen.
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Stein des Anstoßes einiger Abgeordneter im Kieler Landtag: der Hindenburgdamm nach Sylt.© picture alliance/dpa/Construction Photography
Die Begründung: Man könne nicht guten Gewissens weiterhin von Hindenburgdamm sprechen, schließlich habe der ehemalige Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847 – 1934) während der Weimarer Republik gegen die Demokratie gearbeitet und dazu beigetragen, die Nationalsozialisten an die Macht zu bringen.

Eine problematische Persönlichkeit

Derweil ist jetzt in Lübeck eine jahrelange Diskussion beendet worden: Drei Straßen werden umbenannt, auch hier geht es um Hindenburg. Der Lübecker Journalist Thorsten Philipps erzählt, er habe sich als Jugendlicher immer wieder irritiert gefragt, warum man in seiner Heimatstadt Plätze und Straßen nach einer historisch so problematischen Persönlichkeit benannt habe.
Andererseits, im Falle des Hindenburgdamms: Dies sei gar nicht der offizielle Name des Damms – und wie man den Bürgern vorschreiben wolle, diesen Namen nicht mehr zu verwenden sei "eine gute Frage. Das verstehe ich auch nicht. Denn wir reden hier ja nicht über einen Menschen, der ein Naziverbrecher gewesen ist. Und es hat sich auch einfach bei den Deutschen so eingeprägt, dass es diesen Hindenburgdamm eben gibt. Da wage ich einfach mal zu bezweifeln, dass es sich einfach so umbenennen lässt".

"Über Hindenburg kann man sicherlich streiten"

Außerdem: Wenn man Hindenburgs Namen aus dem öffentlichen Straßenbild löscht – geht man damit nicht einer historischen Auseinandersetzung aus dem Weg? Philipps meint: "Hindenburg ist sicherlich historisch ein Mensch gewesen, über den man streiten kann.
Sinnvoller als kommentarlos Namen von Straßenschildern zu tilgen sei es, diesen Vorgang mit Erklärschildern zu begleiten. Die Bürger hätten einen Anspruch darauf zu erfahren, wer eigentlich dieses erste direkt gewählte Staatsoberhaupt Deutschlands gewesen sei, wie er gewirkt und was er auch dazu beigetragen habe, die Weimarer Republik immer instabiler zu machen. Man müsse sich dabei immer fragen: "Lastet man nicht einer einzelnen Person ein bisschen viel auf die schmalen Schultern, wenn man jetzt sagt: Der ist dafür verantwortlich, dass Hitler an die Macht gekommen ist."
(mkn)
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