Israelische Musiker in Berlin

Von Jonathan Scheiner · 20.04.2012
Das Jerusalem International Chamber Music Festival gilt als fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Israel. Nun gastiert das Kammermusikfestival erstmals im Jüdischen Museum in Berlin. Die Pianistin Elena Bashkírova, Ehefrau von Daniel Barenboim, leitet das Festival.
Die Pianistin, die dort eine Romanze vom Komponisten Joseph Hellmersberger spielt, das ist die Tochter des weltberühmten Pianisten Dimitri Bashkírov. Sie war verheiratet in erster Ehe mit dem Geiger Gidon Kremer und ist es in zweiter Ehe mit Daniel Barenboim. Doch nicht deshalb kennt man Elena Bashkírova. Man kennt die renommierte Pianistin, weil sie seit nunmehr 15 Jahren das Jerusalem International Chamber Music Festival leitet.

Das jährliche Kammermusikfestival ist eine feste Institution in Israel. Vom 24. bis 29. April gastiert das Festival nun erstmals im Jüdischen Museum in Berlin. Das klingt verheißungsvoll, denn selbst in der Klassikmetropole Berlin ist ein mehrtägiges Kammermusik-Festival einmalig. Verheißungsvoll liest sich auch die Liste an Weltstars, die dort auftreten werden: Hélène Grimaud, Carolin Widmannn oder Guy Braunstein. Sie alle kommen gerne. Und dabei gibt es - wie schon zu Anfangszeiten - keine Gage.

"Die Leute kommen immer noch ohne Gage, Gottseidank. Ganz berühmte Leute. Wir können das nur so machen. Und die Leute kommen dort nicht, um zu verdienen. Insgesamt ist die Kammermusik kein Feld, wo man sehr viel Geld verdient. Es ist kein subventioniertes Festival. Dafür, dass es gibt keine Gagen, dafür gibt es eine gute Qualität von Leben und vor allem eine gute Qualität von Musik. Die Musiker kommen wegen der Qualität des Musizierens, wegen der interessanten Programme und natürlich auch, weil sie andere Musiker dort treffen. Und an erster Stelle wegen des absolut fantastischen Publikums. Das gibt’s nirgendwo."

Ob das Berliner Publikum ähnlich begeistert sein wird wie jenes in Jerusalem - darauf darf man gespannt sein. Anbiedernd ist das Programm jedenfalls nicht, zumal an jedem der sechs Abende Arnold Schönberg zu hören sein wird. Doch dazu gibt es eine Vielzahl von überraschenden Kombinationen.

Zum Beispiel mit den Romantikern Franz Schubert und Robert Schumann oder auch den eher zeitgenössischen Komponisten Hanns Eisler und Dimitri Schostakowitsch. Und zudem wird jungen Komponisten ein Forum geboten, darunter Betty Oliveiro und Matan Porat. Der junge Pianist lebt wie viele andere israelische Musiker derzeit in Berlin. Für das Festival hat er ein Auftragswerk geschrieben.

"Matan ist von Anfang an in Jerusalem dabei. Da war er 19 oder 20, als er das erste Mal bei uns spielte. Er hat sehr viele Stücke bei uns gemacht. Auch klassische Stücke. Er spielt wunderbar Klavier. Wir haben gedacht, dass wir in diesem Festival immer ein neues Werk präsentieren. Ein Auftragswerk. Seit 2004 machen wir das jedes Jahr. Dadurch haben wir schon eine ziemlich große Bibliothek an neuen Werken.

Für mich ist beim Festival das wichtigste, eine Mischung aus jungen und reifen Musikern zu kriegen. Es ist nicht nur, dass ich junge Musiker kommandieren möchte...das Wichtigste ist, die besten Leute zu kriegen."

Diese Mischung hat sich über die Jahre zu einem Exportschlager entwickelt, denn das Festival findet nicht nur jährlich in Jerusalem statt, sondern es hat auch schon in ein paar anderen Städten dieser Welt gastiert – in Paris, Wien, London oder auch New York. Dort überall traf Kammermusik - selbst wenn sie sperrig klang - auf ein neugieriges Publikum. Oder auch, wie die Baskírova sagt, auf ein Publikum, das mit seinen Ohren auf die Bühne kommen muss. *Angesichts ihres Spiels scheint das aber eine ganz leichte Übung zu sein.