Israel-Wahl

Netanyahus erfolgreiche Schachzüge

Israels Ministerpräsident besucht ein umstrittenes Siedlungsprojekt in Ost-Jerusalem.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kann sich jetzt Koalitionspartner suchen © AFP / Menahem Kahana
Carlo Strenger im Gespräch mit Marianne Allweis und André Hatting  · 18.03.2015
Der israelische Psychoanalytiker Carlo Strenger rechnet nicht mit einer Großen Koalition in seiner Heimat. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu könne problemlos mit den anderen rechten Parteien koalieren.
Es sei zu wenig wahrgenommen worden, dass der Mitte-Links-Block ohnehin nie genügend Stimmen bekommen hätte, um eine Koalitionsregierung zu bilden, sagte der Psychoanalytiker an der Universität Tel Aviv, Carlo Strenger, im Deutschlandradio Kultur. "Die Überraschung liegt nur darin, dass der Likud so viele Mandate erhalten hat", Es werde dem Wahlsieger, Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu nicht schwerfallen, mit den anderen rechten Parteien eine Koalition zu bilden. "Netanyahu hat als gewiefter Taktiker, der er schon seit je gewesen ist, einfach seine Schachzüge richtig durchgespielt."
Jüdisch-nationalistische Identität
Der Psychoanalytiker sagte, man dürfe das Wahlergebnis nicht nur in Bezug auf Netanyahus Taktik deuten. Es sei wichtig zu sehen, was es über die Identität der meisten Israelis aussage: "Ist Israel ein westlich orientiertes, liberales Land oder ist es ein nationalistisch gefärbtes Land mit einer starken jüdisch-religiösen Färbung?" Rund 60 Prozent der israelischen Bevölkerung zögen eine jüdisch-nationalistische Orientierung einer westlich-liberalen vor, sagte Strenger. Dies liege an der demographischen Entwicklung des Landes und sei nicht von Netanyahu geschaffen worden.
Keine Zwei-Staaten-Lösung
Israels Premierminister habe die Zwei-Staaten-Lösung nie ernsthaft in Betracht gezogen. Er habe diese Position 2009 nur eingenommen, um einen offenen Konflikt mit Europa und den USA zu vermeiden. "Seine Taktik war ja während der letzten sechs Jahre, die er an der Macht gewesen ist, immer wieder zu behaupten, dass es eigentlich die Palästinenser seien, die den Frieden nicht ermöglichen und er versuche das ja ständig", sagte Strenger.
Mehr zum Thema