Islamisten-Prozess in Celle

Hassprediger Abu Walaa vor Gericht

Ahmed Abdelasis A. alias Abu Walaa von hinten bei einer Video-Botschaft.
Bei seinen Internet-Auftritten zeigte der Hassprediger Abu Walaa nie sein Gesicht © dpa / Screenshot
Benno Köpfer im Gespräch mit Dieter Kassel  · 26.09.2017
Vor dem Oberlandesgericht Celle hat das Verfahren gegen den Hassprediger Abu Walaa begonnen. Der Islamwissenschaftler Benno Köpfer verspricht sich davon einen tieferen Einblick in die Islamistenszene und deren Rekrutierungspraxis.
Gegen den Hildesheimer Hassprediger Ahmad Abdulaziz Abdullah A. alias Abu Walaa und vier weitere mutmaßliche Top-Islamisten hat heute vor dem Oberlandesgericht Celle der Prozess begonnen. Die fünf Männer im Alter zwischen 27 und 51 Jahren sollen von einer Hildesheimer Moschee aus Freiwillige für den Kampf des sogenannten Islamischen Staates (IS) rekrutiert haben. Alle fünf Angeklagten waren im vergangenen November in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen festgenommen worden und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Der "Deutsche Islamkreis Hildesheim" (DIK), in dem Abu Walaa seine radikal-islamistischen Predigten gehalten haben soll, ist inzwischen verboten.

Umstritten in der eigenen Szene

Der Islamwissenschaftler Benno Köpfer schilderte den Angeklagten im Deutschlandfunk Kultur als umstrittenen Prediger, der sich auch in der eigenen Salafistenszene Feinde gemacht habe. In einem bestimmten Spektrum habe er als Hassprediger eine große Wirkung erzielt, weil er kompromisslos aufgetreten sei und andere Prediger frontal angegriffen und kritisiert habe. "Das goutierte eben seine Anhängerschaft", sagte Köpfer, der als Analyst für den Verfassungsschutz in Baden-Württemberg tätig ist.

Blick hinter die Fassade

Ob Abu Walaa tatsächlich Repräsentant des IS sei, sei bisher schwer zu sagen. "Wir sehen alles, was er veröffentlicht, und seine Fans bei den sozialen Medien", sagte Köpfer. Aber erst dank der Ermittlungen werde es während des Verfahrens möglich werden, hinter diese Fassade zu blicken. "Das ist Sache des Gerichtsverfahrens, das ans Tageslicht zu fördern, was hinter verschlossenen Türen in den kleinen Gruppen dann gesprochen wurde." Dann werde sich zeigen, ob der Vorwurf der Anklage stimmt, dass Kämpfer rekrutiert worden seien.
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