IS-Terror

"Pazifismus funktioniert mit begrenzter Reichweite"

Mutmaßliche Kämpfer des Islamischen Staates hissen die Flagge der Miliz auf einem Hügel bei Kobane in Syrien.
"Mit ihnen kann man nicht verhandeln": Kämpfer des Islamischen Staates hissen die Flagge der Miliz auf einem Hügel bei Kobane © AFP / Aris Messinis
Moderation: Katrin Heise und Christian Rabhansl · 13.10.2014
Wie soll man gegen die IS-Miliz vorgehen? Grüne Spitzenpolitiker preschen vor und propagieren den Einsatz von Bodentruppen. Selbst der "politische Pazifist" Ludger Volmer sieht kaum eine Alternative zu militärischer Gewalt.
Der Pazifismus habe nur eine begrenzte Reichweite, sagte der ehemalige Staatsminister im Auswärtigen Amt, Ludger Volmer, im Deutschlandradio Kultur. Wenn Mörderbanden durch die Gegend zögen und Menschen massakrierten, funktioniere er nicht mehr.
Die IS-Kämpfer nannte Volmer "Todfeinde der Menschheit". Mit diesen könne man nicht verhandeln – weil die "letzte Währung", um die es bei Verhandlungen immer gehe, nämlich Lebenschancen von Menschen, ihnen völlig egal sei. "Das heißt, man muss gegen diese Kräfte mit aller Macht vorgehen."
Volmer bezeichnete sich selbst als "politischen Pazifisten". Gewalt darf demnach nur eingesetzt werden, wenn jeder andere mögliche Lösungsversuch nichts geholfen hat. Ein militärisches Eingreifen in Kobane wäre völkerrechtlich legal und allemal ethisch gerechtfertigt, sagte Volmer. An der Effektivität gäbe es aber nach wie vor Zweifel.
Situation im Irak noch immer Folge des Überfalls der USA
Als Ursprung des Konflikts machte Volmer den Irak-Krieg aus. "Letztlich ist das, was wir heute sehen, eine Folge des völkerrechtswidrigen Überfalls der USA auf den Irak", sagte er. Damals hätten Pazifisten wie er vorhergesagt, dass es kommen werde, wie es gekommen sei. "Hätte man damals auf Pazifisten gehört, (...) dann hätte man heute den Schlamassel nicht", sagte Volmer. Wenn aber jetzt nur noch militärische Mittel helfen würden, müssten diese eingesetzt werden und dann dürfe Deutschland auch nicht beiseite stehen, betonte er.
Die ehemalige grüne Spitzenpolitikerin Antje Vollmer hatte zuvor die Führung der Partei im Deutschlandradio Kultur scharf angegriffen. Sie bezog sich vor allem auf den Co-Vorsitzenden Cem Özdemir, der gesagt hatte, mit der Yoga-Matte unter dem Arm könne man nicht viel ausrichten.
"Solche Witzelei ist in der Partei, die ohne die Friedensbewegung nie entstanden wäre, schon an sich eine Schändung von Geist und Mythos ihrer Gründergeneration, von Petra Kelly bis Joseph Beuys. Außerdem ist sie historisch von erschreckender Unbedarftheit", kritisierte Antje Vollmer.
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