Iranischer Autor Payam Feili

Aus der Sackgasse Teheran in die neue Heimat Israel

Blick auf das moderne Stadtzentrum von Tel Aviv aus Richtung der Strandpromenande in Tel Aviv Jaffa, Israel
Die Skyline von Tel Aviv - dort lebt der in seiner Heimat verfolgte iranische Schriftsteller Payam Feili, er hat jetzt politisches Asyl beantragt. © dpa / picture alliance / Andreas Keuchel
Von Gerd Brendel · 20.04.2016
Es ist ein Ausnahmefall: Der iranische Schriftsteller Payam Feili durfte in Israel politisches Asyl beantragen. Als Homosexuellem droht ihm in seiner Heimat die Todesstrafe. Doch jenseits politischer Verfolgung war Israel für Feili schon lange ein Sehnsuchtsort.
"Ich konnte da nicht leben. Das war wie eine Sackgasse."
Das sagt Payam Feili über seine Zeit am Stadtrand von Teheran. Das ist über ein Jahr her. Jetzt sitzen wir in einem Café vor dem Habimah-Theater in Tel Aviv, Payams neuer Heimat. Ein 30-jähriger Dandy: graues Haar, stechender Blick. Jemand, nach dem sich Frauen und Männer umdrehen. Kokett streckt Feili den Hals, um die Tätowierung zu zeigen, auf die ihn alle immer wieder ansprechen: ein Davidsstern. Für die Geschichte des Sterns und Israels beginnt sich der Lyriker schon als Teenager zu interessieren:
"Der Tenach, die jüdische Bibel. All diese wundervollen magischen Geschichten, das ist wie ein großes Märchenbuch."
Mit 15 fängt er an die Thora zu lesen. Im Selbststudium. Bis er seine Heimat verlässt, trifft er keinen einzigen jüdischen Iraner. Aber dafür interessiert ihn das Schicksal der jüdischen Europäer:
"Als Teenager habe ich heimlich Filme über den Holocaust gesehen, wie 'Schindlers Liste' oder 'Der Pianist'."
Diese Geschichten sind einfach für Künstler immer staunenswert sagt Sara, eine Freundin, und die erste Jüdin mit iranischen Wurzeln, die Payam getroffen hat. Jetzt übersetzt sie die Fragen des Reporters: Wie es war für ihn als Schriftsteller im Iran? Viele Werke dürfen nicht veröffentlicht werden.. Das Lang-Gedicht "Ich werde wachsen, ich werde Früchte bringen ...Feigen" erscheint bei einem iranischen Exilverlag in Berlin. Ein Text wie ein Opium-Rausch: Der reale Hausmeister wird zum Hüter eines Traumreichs, über das eine mysteriöse Königin Israels gebietet und in dem der Pharo Echnaton zum Liebhaber des Dichters wird.

"Eigentlich gestattet Israel Iranern die Einreise nicht"

Sexualität unter Männern und Israel als positives Symbol: Im Iran reicht das für einen Prozess. Dreimal wird Feili verhaftet. Wie viele oppositionelle Iraner flieht Feili ins Nachbarland Türkei. Einladungen in die USA schlägt er aus, denn sein Ziel lautet Israel. Kein einfacher Plan, denn eigentlich gestattet der jüdische Staat Iranern die Einreise nicht. Aber als in Tel Aviv ein Stück nach Feilis Texten aufgeführt wird, darf er mit einer Sondergenehmigung der Kulturministerin einreisen.
Sein Asylantrag wird gerade bearbeitet. Payam Feili ist glücklich, endlich an seinem Sehnsuchtsort angekommen zu sein. Er genießt das Interesse an seiner Person und seinem Werk. Nach dem Theaterstück gibt es jetzt auch Vertonungen seiner Gedichte, von seinem Freund, dem Komponisten Amnon Abutbull:
"Das hier ist die einzige Demokratie im Mittleren und Nahen Osten, der einzige Ort in der Region, wo Schwule und Lesben frei leben können."
Den Vorwurf, er würde sich von der rechtskonservativen Regierung als Beweis für dessen angebliche Toleranz instrumentalisieren lassen, fegt er mit einem divahaften Kopfschütteln vom Tisch:
"Die israelische Regierung braucht mich nicht, um das zu beweisen."

Kann Feili in Israel Wurzeln schlagen?

Und was ist mit den Rechten israelischer Palästinenser, etwa im Dauerkonflikt mit den Siedlern? Payams Freundin Sara schaltet sich in das Gespräch ein: Diskriminierung von wegen. In ihren Gebieten könnten die Palästinenser doch machen, was sie wollen. Sarah duldet keine Widerrede und Payam Feili schaut verdrießlich auf die Uhr:
"Können wir bitte mit diesem Interview weiter machen?"
Schließlich soll es im Interview weiter um seine Person gehen. Und darum, wie er die Welt in seinen Texten erlebt.
"Die Sterne erkalten. Ich schließe meine Augen und denke …",
schreibt er am Ende von "Ich werde Frucht bringen".
"Warum muss ein Baum Stiefel tragen, wenn er seine Füße doch im regenfeuchten Boden ausstrecken kann?"
Ob Payam Feili in Israel Wurzeln schlagen wird? Payam muss in seinem früheren Leben Jude gewesen sein. Für mich ist er schon jetzt ein Israeli, sagt sein Freund Ammon - und schaut ihn dabei lange an.
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