Iran

Solidarität mit Social-Media-Tänzerinnen

Still aus einem Tanzvideo von Meadeh Hojabri
Die 17-jährige Iranerin Meadeh Hojabri wurde festgenommen, weil sie Tanzvideos von sich gepostet hat. © Youtube / Screenshot
Von Christian Buttkereit · 17.07.2018
Tanzen ist im Iran verboten. Einige junge Frauen posteten trotzdem Tanz-Videos von sich in den Sozialen Netzwerken – und wurden festgenommen. Die Solidarität im Netz ist groß und auch der Frauenausschuss im Parlament meldete sich zu Wort.
Sei es zur iranischen Popband Horoosh und ihrem Song Mah Pishooni oder zu Dj Snake und Justin Bieber – die 17-jährige Meadeh Hojabri tanzt in ihrem Jugendzimmer gekonnt und fantasievoll. Dass ihre Körpersprache ausgesprochen sexy ist, dürfte nicht nur iranischen Mullahs auffallen, doch sie sind es, die sich daran stören. Andere eher weniger. Bis Meadehs Instragram-Kanal gesperrt wurde, hatte sie rund 600.000 Follower. Trotzdem habe sie immer nur für sich getanzt, sagt die 17-Jährige.

"Ich hatte keinerlei Absichten"

"Mir ging es nicht darum, Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Ich weiß, es hat einigen Leuten gefallen, aber ich habe dafür keine Werbung gemacht und ich wollte auch niemanden ermuntern, etwas ähnliches zu tun. Ich hatte keinerlei Absichten."
Dass ihre Tanzleidenschaft nicht mit den strengen Regeln der islamischen Republik vereinbar ist, musste auch Meadeh klar gewesen sein. Auch wenn bei Familienfeiern in geschlossen Räumen eine Ausnahme gemacht wird: Tanzen ist im Iran grundsätzlich verboten. Meadeh liebte es aber, ihre Tanzkünste im Internet zur Schau zu stellen und das auch noch in hautenger Kleidung und ohne Kopftuch.
Die Festnahme kam trotzdem überraschend. Nicht nur Meadeh traf es, sondern auch drei weitere Tänzerinnen und einen Tänzer. Alle wurden gegen Kaution schnell freigelassen, mussten aber im iranischen Staatsfernsehen IRIB Reue zeigen. So musste auch Instragram-Star Elnaz unter Tränen bohrende Fragen beantworten. Etwa danach, ob jemand anders die Videos aufgenommen habe.
"Ich kooperiere manchmal mit anderen Tänzern aber die Videos habe ich alle selbst zu Hause aufgenommen."

Solidarität im Netz

Konservative und sehr fromme Iraner fanden diese Strafe richtig. Immerhin. Tanzen ist eine Sünde. Anderen ging die Art der öffentlichen Zurschaustellung zu weit und sie protestierten, indem sie ebenfalls tanzten. "#DanceForFreedom" heißt einer der Hashtags, "#DancingIsNotACrime" ein anderer.
Masih, eine Frau um die 30 etwa schreibt:
"Ich tanze in einem öffentlichen Park in Teheran, um das festgenommene Mädchen zu unterstützen."

Mutige iranische Frauen

Sollten die Hardliner erwartet haben, dass die demütigende Befragung im Staatsfernsehen abschreckende Wirkung auf andere hätte, haben sie die Rechnung ohne die mutigen iranischen Frauen gemacht.
Die Vorsitzende des Frauenausschusses im Parlament, Par-wa-neh Salah-schuri sagte, die Festnahme der Tänzerinnen sei gefundenes Fressen für ausländische Medien und würde nur dazu beitragen, dem Ansehen des Iran zu schaden. In Wirklichkeit ginge es den Herrschenden darum, von echten Problemen wie Korruption und Wassermangel abzulenken.
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