Irakischer Comedian Ahmed Al-Basheer

Lachen gegen den Terror

Der irakische Comedian Ahmad al-Basheer in seinem Studio in Amman.
Comedian Ahmad al-Basheer in seinem Studio in einer Wohnung in Amman. © Khalil Mazraawi / AFP
Von Sabine Rossi · 15.06.2016
Ahmed Al-Basheer nimmt mit seiner Satire-Show die Missstände in seiner Heimat Irak aufs Korn – von Korruption über Terror bis hin zu konfessionellen Spannungen. Damit ist er vor allem bei jungen Irakern populär. In einer Wohnung in der jordanischen Hauptstadt Amman wird die Sendung jede Woche aufgezeichnet.
Wenn die Scheinwerfer auf ihn gerichtet sind und die Kameras laufen, schlüpft Ahmed Al-Basheer in seine Rolle. Der irakische Comedian präsentiert die nach ihm benannte Al-Basheer-Show, in der er mit allen abrechnet, die seine Heimat ruinieren: mit der korrupten Elite des Landes, den Politikern, die nicht fähig oder Willens sind, den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten zu beenden und mit den Terroristen des IS.
Den bärtigen Gotteskriegern des IS will in den Sketchen der Al-Basheer-Show so gar nichts gelingen. Einer von ihnen schrumpft auf die Größe eines Grashüpfers, nachdem er vom Zaubertrank zur Welteroberung getrunken hat. Von seinen Kampf- und Glaubensbrüdern übersehen, wird er einfach zerquetscht.

Erfolg bei jungen Irakis

Im Irak kommt das gut an: Die Folgen werden im Internet im Schnitt rund eine Million Mal geklickt. Seit Mitte April übertragen das arabische Programm der Deutschen Welle und ein jordanischer Sender einmal pro Woche die Al-Basheer-Show.
Ahmad Al-Basheer: "Der Großteil unserer Zuschauer ist zwischen 18 und 34 Jahre alt. Internetstatistiken zufolge kommen die meisten aus Bagdad und Mossul. Das ist ein Hinweis darauf, dass viele in Mossul den IS nicht unterstützen, denn sonst würden sie unsere Show nicht sehen."
Ahmed Al-Basheer und sein Team starteten im Sommer 2014 mit der ersten Staffel. Wenige Wochen zuvor hatte der IS Mossul überrannt und zu seiner Hauptstadt im Irak gemacht.
Wenn die Kameras und Scheinwerfer nicht auf ihn gerichtet sind, wirkt Ahmed Al-Basheer bedacht, beinahe zurückhaltend. Auf dem Regal hinter ihm steht ein Mini-Kampfjet, gebastelt aus leeren Patronenhülsen. Im Irak hat der 31-Jährige als Journalist gearbeitet.
"Ein gefährlicher Job", sagt er über seine Heimat, "wenn jemandem deine Arbeit nicht gefällt, riskierst du, festgenommen oder getötet zu werden".
"Ich habe es selbst erlebt. Im Irak wurde ich bedroht, und immer wieder war ich zufällig in der Nähe einer Explosion. Einmal hat sich bei einer Konferenz ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Ein anderes Mal haben mich Bewaffnete entführt und in den Kofferraum eines Autos gesperrt. Jeder Journalist rechnet mit dem Tod jeden Tag, wenn er rausgeht. Man ist nie sicher, dass man nach Hause zurückkommt."

Unterschlupf in Amman

In der jordanischen Hauptstadt Amman hat Ahmed Al-Basheer eine neue Bleibe gefunden. Sein Vater und sein Bruder wurden im Irak getötet – einer von Al-Qaida, der andere von schiitischen Milizen. Im Kampf gegen den sunnitischen IS setzt die irakische Regierung nun auf eben diese Milizen – wie derzeit in Falludscha, rund 50 Kilometer westlich von Bagdad.
Sunnitische Einwohner, die jüngst aus Stadt flohen, erzählen, dass sie von den Milizen bedroht und misshandelt wurden, dass die Kämpfer ihre Männer und Söhne verschleppt haben.
"Ich bin mir sicher, dass die Milizen genauso gefährlich sind wie der IS. Vielleicht sogar noch gefährlicher, denn sie stehen außerhalb des Gesetzes, wenn sie jemanden umbringen oder andere Verbrechen begehen. Weder die Armee, noch das Gesetz können etwas ausrichten oder sie überwachen. Das macht sie so gefährlich. Deshalb ist es unsere Aufgabe, in den Medien darauf hinzuweisen, damit die Menschen verstehen, dass jeder, der eine Waffe trägt und sich außerhalb des Gesetzes und der Militärgerichtsbarkeit befindet, für Unsicherheit im Land sorgt."

Gemischtes Team

Das Team der Al-Basheer-Show steht für einen anderen Irak. In der Redaktion arbeiten junge Frauen und Männer aus allen Landesteilen: Sunniten, Schiiten, Christen, Kurden. Für Ahmed al-Basheer ist es unerheblich, woher jemand kommt, welcher Religion er angehört oder welcher ethnischen Gruppe. Schließlich sind sie alle Iraker und teilen die Erfahrungen des Krieges.
"Jeder, der hier arbeitet, hat in irgendeiner Form Gewalt erlebt. Mal ist jemand aus der Familie entführt oder getötet worden, mal wurde er selbst bedroht. Aber besser als da zu sitzen und über all das zu weinen, ist es doch, darüber zu lachen und die Stimmung zu ändern. Vielleicht eröffnet uns das Lachen einen neuen Weg, um aus der Krise herauszukommen, in der wir uns befinden."
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