Irak

    Radikale Islamisten rücken weiter vor

    Die irakische Armee transportiert Freiwillige auf Militär-Lastwagen nach Bagdad.
    Die irakische Armee transportiert Freiwillige auf Militär-Lastwagen nach Bagdad. © picture-alliance / dpa / Ali Abbas
    13.06.2014
    Im Irak sind die Kämpfer der radikal-islamischen Isis auf dem Vormarsch. Die Regierung in Bagdad rekrutiert Freiwillige, um die eigenen Truppen zu verstärken. US-Präsident Barack Obama kündigte Hilfe an.
    Im Irak sind die Dschihadisten weiter auf die Hauptstadt Bagdad vorgerückt. Die irakische Armee und Aufständische der radikalsunnitischen Organisation Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) lieferten sich nach Polizeiangaben am Morgen Kämpfe am Stadtrand von Mukdadijah. Der Ort liegt 35 Kilometer nordöstlich von Bakuba, der Hauptstadt der Provinz Diala. Die Bevölkerung dieser Provinz setzt sich aus Sunniten, Schiiten und Kurden zusammen. Seit dem US-Einmarsch im Irak 2003 werden in dieser Region besonders viele politisch motivierte Gewalttaten verübt.
    Menschenleere Straßen in Bagdad
    Die Regierung in Bagdad rekrutiert mit Musikclips im irakischen Fernsehen Freiwillige, um die Truppen zu verstärken, berichtete Nina Amin im Deutschlandradio Kultur. Die irakische Armee sieht sich an mehreren Fronten mit einem Vormarsch der Islamisten konfrontiert. Die Isis-Kämpfer zogen zwischen Tikrit und Samarra "zahllose" Fahrzeuge zusammen, berichteten Augenzeugen. Im Norden, Osten und Südosten von Samarra, 110 Kilometer nördlich von Bagdad, seien Bewaffnete aufmarschiert.
    Seit Tagen rechnet die Bevölkerung in der Hauptstadt mit einem Einmarsch der Islamisten. Die Straßen waren am Freitag weitgehend menschenleer. Die Zahl der kampfbereiten Dschihadisten in den Regionen nördlich von Bagdad liege zwischen 10.000 und 15.000, schätzte der Direktor des Instituts für Militäranalyse im Nahen Osten und am Golf, Riad Kahwadschi.
    Obama sagt Hilfe zu
    US-Präsident Barack Obama sagte der Regierung des Irak inzwischen die Unterstützung seines Landes und der internationalen Gemeinschaft zu, berichtete Dagmar Pepping im Deutschlandradio Kultur. Er sehe die Entwicklung im Irak mit großer Sorge, sagte Obama am Rande eines Treffens mit dem australischen Premiermister Tony Abott in Washington und sprach von einer Notfallsituation.
    Bei den Kämpfen im Irak sind nach Angaben eines UN-Sprechers in den vergangenen Tagen vermutlich Hunderte Menschen getötet worden. Die UN-Menschenrechtsbeauftragte Navi Pillay sei äußerst besorgt über Massenhinrichtungen und die Vertreibung von rund einer halben Million Menschen im Irak, gab ihr Sprecher bekannt.
    Kurden kontrollieren Kirkuk
    Im Nordosten von Bakuba brachten laut dem Vizegouverneur Furat al-Tamimi kurdische Einheiten zwei Bezirke unter ihre Kontrolle. Bereits am Donnerstag übernahmen die Kurden die vollständige Kontrolle über die Stadt Kirkuk - mit der Begründung, sie befürchteten einen Angriff der Isis-Kämpfer. Die autonome Kurdenregion im Norden des Irak erhebt schon seit langem Anspruch auf die ölreiche Gegend um Kirkuk.
    hum

    Programmtipp
    Die "Ortszeit" berichtet ab 17.07 Uhr ausführlich über die Entwicklung im Irak und spricht mit Harald Kujat, dem ehemaligen Vorsitzenden des Militärausschusses der NATO.

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