Intonations - Kammermusikfestival

14.05.2014
Flotte Märsche, rauschende Oratorien, begeisterter Imperialismus – und dann das: Nach dem Ersten Weltkrieg zog sich Edward Elgar zurück und schrieb verschlüsselte Kammermusikwerke, ehe er ganz verstummte. Sein Klavierquintett (1918/19) ist Thema des Quartetts der Kritiker im Jüdischen Museum Berlin.
Im Quartett der Kritiker treffen sich Jury-Mitglieder des Preises der deutschen Schallplattenkritik und diskutieren öffentlich über Plattenaufnahmen. Bekannte und weniger bekannte Werke werden so beleuchtet, und manchmal steht auch eine echte Rarität zur Diskussion – in diesem Fall das Klavierquintett a-Moll op. 84 von Edward Elgar (1857-1934). Die seltene Gelegenheit einer Aufführung dieses Werkes (der Mitschnitt aus dem Jüdischen Museum ist im folgenden Konzert am 15. Mai zu hören) bietet die Chance, eine Kammermusik von eigenwilliger Schönheit kennenzulernen, die so gar nicht nach „Elgar" klingt.
Nach dem Ersten Weltkrieg geriet Elgar in eine tiefe Krise, die seine Schaffenskraft zugleich anspornte: In einem Landhaus in malerischer Umgebung in Sussex arbeitete Elgar 1918/19 parallel an einer Violinsonate, einem Streichquartett, dem Klavierquintett und dem Cellokonzert als seinem wohl berühmtestem Spätwerk. Die für diese Stücke typische Mischung aus virtuoser Brillanz und tiefer Melancholie tritt nirgends deutlicher hervor als im Klavierquintett, das mit Anspielungen an mittelalterliche und spanische Musik gespickt ist und das Elgar selbst als gespenstisch empfand.
Edward Elgar war zwar – als Dirigent und Pianist in eigener Sache – ein Pionier der Plattenaufnahmen. Er war es auch, der seinerzeit die erste Aufnahme im berühmtem Abbey-Road-Studio in London dirigierte. Leider sind von seiner Kammermusik eher wenige Aufnahmen überliefert, aus denen sich immerhin einiges über das Werden und Vergehen von Musiziertraditionen entnehmen lässt.
Jüdisches Museum Berlin
Aufzeichnung vom 09.05.2014
Quartett der Kritiker - zu Gast im Deutschlandradio Kultur

Edward Elgar: Klavierquintett a-Moll op. 84

Martin Elste, Staatliches Institut für Musikforschung Berlin
Michael Gassmann, Internationale Bachakademie Stuttgart
Kai Luehrs-Kaiser, freier Journalist
Christian Wildhagen, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Moderation: Olaf Wilhelmer

In Zusammenarbeit mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik