Internetforum 8chan heißt jetzt 8kun

Neuer Name, gleicher Hass?

05:39 Minuten
Demonstrant schwenkt eine US-Flagge während einer White-pride-Demonstration in Portland.
Nicht nur auf der Straße, vor allem im Internet greift der Hass um sich: Ein "White pride"-Demonstrant schwenkt eine US-Flagge. © picture alliance / dpa / The Oregonian / AP Images / Beth Nakamura
Daniel Laufer im Gespräch mit Timo Grampes · 04.11.2019
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Auf 8chan haben die rechtsextremen Attentäter von El Paso, Christchurch und Poway ihre Taten angekündigt. Das Forum ist offline. Doch der Betreiber hat nun 8kun gestartet. Ein fast identischer Nachfolger, vermutet Journalist Daniel Laufer.
In dem Forum 8chan wurden in diesem Jahr allein drei rechtsradikale Terroranschläge angekündigt: in Christchurch, im kalifornischen Poway und im texanischen El Paso. Eine Million Nutzer soll die Plattform dem Betreiber zufolge gehabt haben. Seit August ist es allerdings nicht mehr erreichbar. 8chan ist offline.
"Ich denke, die haben das jetzt getan unter einem großen politischen Druck", sagt Journalist Daniel Laufer. Der 8chan-Betreiber Jim Watkins sei vom Ausschuss für Heimatschutz des Repräsentantenhauses vorgeladen worden. Dort habe er sich auch rechtfertigen müssen, "für das, was er auf seinem Imageboard da veranstaltetet hat, über all die Jahre".
Dafür ist nun der vermeintliche Nachfolger der Hassplattform erschienen: 8kun, ebenfalls betrieben von Jim Watkins.

"Sie sehen es nicht als ihre Aufgabe an, Inhalte zu löschen"

Neuer Name, alter Hass? – Vermutlich sei dies so, meint Laufer: "Es gibt einen neuen Namen, aber darüber hinaus kann man bezweifeln, dass sich da so wahnsinnig viel verändert hat. Denn es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich die Betreiber ernsthaft gegen diese Art von Subkultur und diese Art von Hass, der dort verbreitet wurde, engagieren werden, da sie selbst ankündigen: Sie sehen es nicht als ihre Aufgabe an, Inhalte zu löschen, die nach amerikanischen Gesetz der Meinungsfreiheit entsprächen – und darunter fällt ihrer Meinung nach auch Hassrede."
Allerdings ist es für den Betreiber gar nicht so einfach, einen Anbieter zu finden, der die Seite hosten möchte: "Deswegen ist gar nicht klar, wie es eigentlich weitergeht. Weil: In den vergangenen Monaten hatten sie bestimmt zehn unterschiedliche Anbieter, von denen sie probiert haben, verschiedene Dienstleistungen zu buchen – und wurden immer wieder rausgeworfen, weil niemand etwas mit diesen Leuten zu tun haben möchte."

Wie es mit der Plattform weitergeht, ist noch ungewiss

Deswegen sei nicht klar, ob das Angebot, so wie es jetzt am Netz ist, auch bleiben könne, meint Laufer. Zwar hätten die Betreiber auch vor, "mit einer eigens programmierten Software irgendein dezentrales Netzwerk einzurichten. Das wird gerade angeblich von Anwälten geprüft, wie mir der Administrator mitgeteilt hat."
Ob sich dies etablieren werde? – Diesbezüglich ist Laufer eher skeptisch, weil "die Hürde, die für etwaige Nutzer dadurch existiert, extrem ansteigt und man dann vermutlich nicht mehr die Million Nutzer auf der Seite haben wird, die man dem Betreiber zufolge noch zu 8chan-Zeiten hatte."
(lkn)
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