Internet

Schlimmer als Cookies

Eine Person bedient einen Laptop mit einer Mouse.
Beim "Digital Canvassing" werden auf Servern der Anbieter Nutzerprofile angelegt. © picture-alliance / dpa / Tim Brakemeier
Philip Banse im Gespräch mit Ute Welty und Dieter Kassel · 23.07.2014
Personalisierte Werbung, zugeschnitten auf den jeweiligen Nutzer - für viele ist das der Fluch des Internets. Doch während sich die dazu benötigten Cookies relativ leicht löschen lassen, haben sich Werbe-Experten schon wieder eine neue Gemeinheit ausgedacht.
Cookies sind für viele Internet-Nutzer der reinste Fluch. Zwar helfen die kleinen Dateien dabei, das Surfen auf Webseiten schneller und komfortabler zu machen, doch auf Anbieterseite ermöglichen sie es, das Surfverhalten eines Users sehr genau nachzuvollziehen. Abgesehen davon, dass dies einen Eingriff in die Privatsphäre darstellt, nutzen werbetreibende Unternehmen die von Cookies gelieferten Informationen, um personalisierte Werbung einzublenden.
Datenschützer empfehlen daher, die Cookies, die im Laufe einer Internet-Session erstellt werden, anschließend wieder zu löschen. Das geht mit wenigen Klicks in den Browser-Einstellungen. Künftig könnte das jedoch komplizierter, oder vielleicht sogar unmöglich werden, denn seit einiger Zeit kommt - unbemerkt von vielen Surfern - eine neue Cookies-Technik zum Einsatz.
Digitale Fingerabdrücke können nicht gelöscht werden
Wie die "Süddeutsche Zeitung" am Mittwoch berichtet, haben Wissenschaftler der amerikanischen Princeton-Universität und der belgischen Katholischen Universität Leuven solche Cookies 2.0 schon auf schon fünf Prozent der 100 000 beliebtesten Webseiten gefunden. Das Stichwort lautet "Digital Canvassing" - dabei wird von jedem Rechner ein digitales "Bild" erstellt, das absolut unverwechselbar ist, sagt Philip Banse, IT-Experte von Deutschlandradio Kultur. Das Besondere an der neuen Technik sei, dass diese digitalen Fingerabdrücke unbemerkt vom Nutzer angelegt werden, "ohne dass man diese Daten auch wieder löschen kann".
Browser-Hersteller sind gefordert
Eingesetzt werde die neue Technik auf vielen unterschiedlichen Seiten, so zum Beispiel auf diversen Porno-Seiten, aber auch auf der Website des Weißen Hauses oder auf wetter.com. Löschen könne man die Informationen nicht, weil sie nicht - wie Cookies - auf dem eigenen Rechner, sondern auf den Servern der Anbieter gespeichert würden. Daher seien die verschiedenen Browser-Hersteller gefordert, Techniken zu entwickeln, die das "Digital canvassing" unterbinden, sagt Banse.
Dennoch werde der Spielraum für Internet-User künftig immer enger werden, denn: "Das Interesse daran, unseren Rechnern, unseren Browsern und damit auch uns eindeutige Merkmale zu verpassen, mit denen wir verfolgt werden können, [...] ist so groß, dass wir da noch eine ganze Menge sehen werden."
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