Internationales George Enescu Festival

Rumänische Ikone

Das Athenäum Bukarest
Das Athenäum Bukarest © Cătălina Filip/Enescu-Festival
15.09.2015
Alle zwei Jahre wird Bukarest, das „Paris des Ostens", zu einer musikalischen Welthauptstadt: Das George Enescu Festival präsentiert internationale Stars ‑ und ermöglicht einen Einblicke in das faszinierende Oeuvre seines Namensgebers sowie das pulsierende rumänische Musikleben.
Große Namen standen schon bei der ersten Festival-Ausgabe 1958, drei Jahre nach dem Tod des Komponisten George Enescu, auf den Programmzetteln: Unter anderen waren Enescus Schüler Yehudi Menuhin, der Geiger David Oistrach und der Pianist Claudio Arrau zu erleben. Heute bringen Anne-Sophie Mutter oder Murray Perahia internationalen Glanz an die Dâmbovița, an den Fluss, der durch die rumänische Hauptstadt fließt. Und viele der anreisenden Weltklasse-Orchester, ob die Staatskapelle Dresden oder San Francisco Symphony, führen Werke des Namensgebers auf, die sie vielleicht zuvor noch nie gespielt haben.
George Enescu ist nicht nur der Übervater der rumänischen Musik, sondern auch eine der schillerndsten und faszinierendsten Persönlichkeiten der Musikgeschichte überhaupt: Er war Geiger, Pianist, Komponist, Dirigent, Pädagoge, ein begabter Karikaturist und Gedächtniskünstler ‑ eine 60-bändige Bach-Ausgabe soll er Note für Note im Kopf gehabt haben. Seine Werke sind hierzulande so gut wie unbekannt, sieht man einmal von den beiden unverwüstlichen „Rumänischen Rhapsodien" ab. Dabei hat er ein zwar schmales, aber sehr facettenreiches Oeuvre hinterlassen, in dem die Einflüsse von Brahms und Wagner, dem französischen Impressionismus, von Alter Musik und rumänischer Folklore zu einer sehr eigenen und eigenwilligen Musiksprache verschmelzen.
So gut wie nie zu hören ist Enescus unvollendete 4. Sinfonie. Peter Ruzicka hat kürzlich mit der NDR-Radiophilharmonie die Welt-Ersteinspielung vorgelegt und dirigiert in unserem Konzertmitschnitt die George Enescu Philharmonie. Im zweiten Teil der Sendung stehen Werke zeitgenössischer rumänischer Komponisten auf dem Programm: Ein Querschnitt durch die vielgestaltige und sehr lebendige Musikszene, die jenseits der Landesgrenzen nur wenig wahrgenommen wird. Nicht zuletzt versteht sich das Enescu-Festival ja als Schaufenster für die aktuelle rumänische Musik ‑ ein Blick in dieses Schaufenster lohnt sich!
George Enescu Festival Bukarest
Athenäum Bukarest
Aufzeichnung vom 3. September 2015
George Enescu
Sinfonie Nr. 4 (vervollständigt von Pascal Bentoiu)
George Enescu Philharmonie Bukarest
Leitung: Peter Ruzicka
Auditorium Bukarest
Aufzeichnung vom 5. September 2015
Călin Ioachimescu
"Tetrachords Music" für Flöte, Violine, Violoncello und Klavier
Sebastian Androne
"Karoshi II" für Ensemble (Uraufführung)
Gabriel Iranyi
"NOEMA"für Klavier und Kammerorchester (Uraufführung)
Dan Dediu
"Hyperkardia IV" für Klavier zu vier Händen und Kammerorchester (Uraufführung)
Profil Ensemble
Horia Maxim, Valentina Sandu-Dediu, Dan Dediu, Klavier
Leitung: Tiberiu Soare