"Integrative Medizin? - Die Therapie der Zukunft?"

15.07.2006
Homöopathie, Akupunktur, Kräutertherapie oder Chiropraktik: Immer mehr Menschen vertrauen auf die Heilkraft der Natur. Jeder zweite möchte aber im Krankheitsfall auch mit einer Mischung aus Schulmedizin und Naturheilkunde behandelt werden, der so genannten Integrativen Medizin.
"Ich bin überzeugt, dass diese Kombination die Medizin der Zukunft sein wird", sagt Prof. Dr. Gustav Dobos vom Knappschaftskrankenhaus der Kliniken Essen-Mitte. Der Internist und Intensivmediziner ist Inhaber des einzigen Lehrstuhls für Naturheilkunde mit Schwerpunkt Integrative Medizin: "Ich möchte von beiden das Beste kombinieren." Dobos und sein 70-köpfiges Team behandeln Krankheiten wie Rheuma, Lungenleiden, oder chronische Schmerzen. Den Skeptikern der Integrativen Medizin präsentiert er seine Erfolgsquoten: "Vor ein paare Jahren hat man mich noch belächelt, wenn ich von einer Therapie mit Blutegeln sprach", erinnert sich der gelernte Heilpraktiker. Heute besprechen Fachzeitschriften wie "Nature" seine Studie zur Blutegel-Therapie bei Kniegelenksarthrose.

Aber auch bei Herz- und Krebserkrankungen, Migräne und Morbus Crohn sind die Heilungsquoten höher als bei der klassischen Medizin. Entspannungstechniken, Ernährungsumstellung und Bewegung spielen dabei eine wichtige Rolle, sie werden kombiniert mit bewährter Schulmedizin und Verfahren der chinesischen Medizin.

Letztere hat Gustav Dobos in der 80er Jahren selbst in China gelernt und gibt sie heute in Fortbildungskursen auch an interessierte Ärzte weiter. Er grenzt sich aber klar gegen esoterische und fragwürdige Praktiken ab: "Wenn mich jemand fragt, was ich vom Pendeln bei Krankheiten halte, dann muss ich klar sagen, das ist Humbug."

Eines seiner Ziele:

"Wir möchten diesen 'Drehtür-Effekt' durchbrechen. Die meisten unserer Patienten haben seit vielen Jahren Probleme, haben die komplette Bandbreite der Behandlungen hinter sich und sind an einer Grenze angelangt, wo sie sagen: Ich will nicht mehr. Das liegt auch daran, dass meist nur die Symptome behandelt werden, aber nicht die Ursachen. Auf diese Art und Weise werden meterhohe Krankenakten produziert und am Schluss weiß man nur, was der Patient nicht hat, aber nicht, was er hat."

Die Folge: Allein in Deutschland werden 80 Prozent der Ausgaben im Gesundheitsbereich für chronisch Kranke aufgewendet.
Gerade hier könne die Integrative Medizin eine Kehrtwende bringen.

Nur, wie können Schulmedizin und Naturmedizin sinnvoll kombiniert werden? Wie wirksam sind homöopathische Mittel und andere Naturverfahren? Und wie unterscheidet man gute Naturheilkundler von Scharlatanen?

"Integrative Medizin ?- Die Therapie der Zukunft?"
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 07 bis 11 Uhr mit dem Mediziner Prof. Dr. Gustav Dobos. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 – 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen im Internet unter www.uni-essen.de/naturheilkunde/de.