insulae

Von Hartmut Geerken · 06.12.2013
"Drei Inseln, die geografisch und atmosphärisch nicht weiter voneinander entfernt sein könnten: Die bekannteste ist das seit Jahrzehnten vom Tourismus bevölkerte Bali, die unbekannteste nennt sich Gavdos, der südlichste Fels Europas mit nur 30 Einwohnern. Die dritte ist von besonderer Art.
Der Berliner Philosoph Salomo Friedlaender schafft sich nach der Vertreibung aus seiner Heimat in den Jahren 1933 bis zu seinem Tod 1946 in einer winzigen Sozialwohnung in Paris und unter katastrophalen ökonomischen und politischen Verhältnissen seine eigene, nur auf seiner inwendigen Landkarte verzeichnete Insel. Er nennt sie "ICH-Heliozentrum".

Diese durch Meer und Gesellschaft isolierten Inseln werden in "insulae" akustisch präsent mit Geräuschen, Musik, Stille und einer Stimme, die aus den Exil-Tagebüchern Friedlaenders aus den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts kurze Passagen artikuliert.

Verschiedene Formen von Glück gehören zum Thema. Ein balinesischer Gecko verheißt Glück, wenn er sieben- oder, noch besser, neunmal hintereinander seinen Ruf "tokee" vernehmen lässt.

Die Isolation und Stille auf einer vergessenen Mittelmeerinsel und das Eingebundensein in die natürlichen Abläufe können, wenn man es zulässt, allumfassende Glücksgefühle hervorrufen. Und ein verjagter Philosoph kann sich, auch in akuter Lebensgefahr, in eine Insel der Glückseligen hineindenken." (Hartmut Geerken über "insulae")


Regie: der Autor
DLF 2013