Insekten als Nahrungsmittel

Frittierte Maden zum Dessert

Bildnummer: 53091602 Datum: 24.02.2009 Copyright: imago/imagebroker Frittierte Maden auf einem Bananenblatt zum Essen angeboten Food kbdig 2009 quer Highlight am angeboten asiatisch asiatische asiatischer asiatisches Asien außen Außenaufnahme auf aussen Aussenaufnahme Aussenaufnahmen Bananenblatt bei charakteristisch charakteristische charakteristischer charakteristisches close close-up close-ups closeup closeups draußen draussen einem Ernährung Ernaehrung Essen exotisch exotische exotischer exotisches Fauna Food foodfoto foodfotos foodstill foodstills frittieren frittiert Frittierte Insecta Insekt Insekten Lebensmittel Made Maden menschenleer Nahaufnahme Nahaufnahmen Nahrung Nahrungsmittel Natur niemand Südostasien Speise Speisen Spezialität Spezialitäten Spezialitaet Spezialitaeten Suedostasien Tag Tage Tageslicht tagsüber tagsueber Thai thailändisch thailändische thailändischer thailaendisch thailaendische thailaendischer thailaendisches Thailand Tier Tiere Tierreich Tierwelt typisch typische typischer typisches up ups Wildlife Wildtier Wildtiere zum Bildnummer 53091602 Date 24 02 2009 Copyright Imago image broker Fried Maggots on a Banana leaf to Eat offered Food Kbdig 2009 horizontal Highlight at offered Asian Asia tables Asian Asia table Asia exterior Outside view on exterior Outside view Outside Banana leaf at characteristic characteristic characteristic Typical Close Close up Close Oops closeup Closeups outside outside a Nutrition Nutrition Eat exotic Exotic Exotic Exotic Fauna Food food foto food fotos food till food stills frying fried Fried Insecta Insect Insects Food Made Maggots deserted Close-up Close-ups Food Food Nature Nobody Southeast Asia Dish Dishes Specialty Specialties Specialty Specialties South-Eastern Asia Day Days Daylight during the day during daytime Thai Thai Thai Thai Thai Thai Thai Thai Thai country Animal Animals Animal kingdom Wildlife typical typical Typical Typical up Oops Wildlife Wild animal Wild animals to
Frittierte Würmer sollen wegen des hohen Proteingehaltes sehr gesund sein. © imago stock & people
Von Jürgen Stratmann · 30.12.2017
Im neuen "Blade Runner"-Film wird zu Beginn klar: Im Jahr 2049 ist Züchtung und Verzehr von Insekten alltäglich. Übermorgen tritt die EU-Novel-Food-Verordnung in Kraft, und dann könnte auch in Deutschland der Insekten-Snack seinen Durchbruch erleben. Ein Stimmungsbild aus der Food-Szene.
Die neue EU-Nahrungsmittelverordnung könnte der Startschuss für die Entwicklung ganz neuer Nahrungswelten und -märkte sein. In Deutschland haben nun Start-Ups, die sich mit der Produktion und Vermarktung von Insekten zum Verzehr auf den Markt wagen, gute Chancen – meint unser Autor Jürgen Stratmann. Aber warum eigentlich?
Insekten seien nachweislich gesünder als Fleisch und quasi fettfrei, sie enthielten Proteine, lebenswichtige Vitamine in hoher Dosierung, sagt Stratmann. Und: ihre Umweltbilanz ist sensationell, verglichen mit herkömmlicher Tiermast!"

Angst und Ekel überwinden

Tatsächlich gibt es unendlich viele Arten, Formen, Geschmäcker zu entdecken. Und die meisten Kunden – das sagen beispielsweise Händler in der Kreuzberger Markthalle 9 im Berlin, die an ihrem Stand Würmer, Larven und Heuschrecken am Spieß verkaufen – würde oft aus Neugier und Nervenkitzel Ekel und Angst vor dem ungewöhnlichen Snack überwinden.
Viele kommen anschließend zu der Erkenntnis: Zwischen den Zähnen knirscht es zwar etwas, doch so schlimm sei das gar nicht. Drei Euro kosten drei "gepfählte" Heuschrecken mit Dip. Schon unseren Urgroßeltern war der Insektensnack im übrigen nicht fremd: Vor hundert Jahren gönnte man sich beispielsweise Engerlinge – Käferlarven. Nur waren die vermutlich damals fast zum Nulltarif zu haben und wurden aus reiner Not aus der Erde gebuddelt und verdrückt. Machen sich die Händler heute die Lust am kulinarischen Kitzel zunutze?
Frittierte Grillen, mit Blättern von Frühlingszwiebeln garniert, Thailand, Asien iblbdn03794997.jpg

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Frittierte Grillen mit Frühlingszwiebeln gelten beispielsweise in asiatischen Ländern als Delikatesse.© imago/imagebroker
Nicole Sartirani, Insektenhändlerin aus der Markthalle 9, erläutert: Die Produktion der essbaren Insekten sei bei der bisherigen Gesetzeslage extrem teuer. Sie zahle für eine 300-Gramm-Packung Grashüpfer über Hundert Euro – sprich: Das Kilo kostet weit über 300 Euro. Soviel müsste man für Rinderfilet nicht hinblättern.

Wonach schmecken Grashüpfer?

Und dabei schmecken die Hüpfer vermutlich nach nichts? "Überhaupt nicht", findet unser Autor, der verschiedene Insekten-Snacks selbst probiert hat:
"Heuschrecken. Mehlwürmer, Buffalowürmer und Grillen – die sind nur getrocknet, nicht gewürzt, nicht geröstet – aber ich mag den nussigen Geschmack."
Übrigens hänge der Geschmack der Insekten auch von dem ab, was die kleinen Krabbler selbst zu sich nähmen – ob sie nur Pflanzen oder auch Fleisch fräßen. Einige Grillen fräßen zum Beispiel gerne Schinken, erfuhr unser Autor von Nicole Sartirani.
Auch als süße Lutscher und Pralinen mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen gibt es das Krabbelgetier. Händlerin Satirani selbst liebt Ameisen: Die seien sehr sauer und die kleinen Beine kratzten im Hals. Sie habe sie für Sushi verwendet - mit tollem Ergebnis. Aber noch seien Ameisen verboten. Satirani hofft auf baldige Legalisierung durch die neue EU-Food-Verordnung.

Am besten selbst züchten?

Man hört oft: Insekten seien wegen des hohen Proteinanteils gesund und die Produktion wesentlich umweltfreundlicher als etwa die Rinder- oder Schweinemast. Doch beispielsweise Skorpione werden aus Ländern wie Thailand exportiert. Heißt: Sie müssen über weite Wege transportiert werden, worunter die Umweltbilanz sicher leidet. Und die Insekten einfach zu Hause zu züchten, sei auch nur bedingt möglich, meint unser Autor.

Nicole Sartirani berichtet von ihren eigenen Erfahrungen:
Bildnummer: 52518124  Datum: 01.02.2008  Copyright: imago/Stefan M Prager
Frittierte Insekten auf dem Wochenmark von Chiang Mai - Thailand, Objekte , Personen; 2008, Chiang Mai, Thailand, Einzelhandel,; , quer, Kbdig, Gruppenbild, Gastronomie, Wirtschaft,  , Reisen, Asien; Aufnahmedatum geschätzt
Ein Marktstand im nordthailändischen Chiang Mai: Insekten - gegrillt oder frittiert - gelten als leckerer Snack.© imago stock & people
"Ich muß sagen, die erste Erfahrung, wo ich angefangen hab, war ein bißchen problematisch. Denn: Die reproduzieren sich enorm – von Woche zu Woche hat man das Dreifache, und wenn die Kiste nicht groß genug ist, dann kommen die raus. Und plötzlich hatte ich die Wohnung voller Grillen – und meine Mitbewohner haben sich einen Spaß damit gemacht und sagen: Hier in der Nacht fangen Grillen an zu singen, wo sind die überhaupt!"
Etwas weniger kompliziert seien Würmer. Die würden sich – die richtige Temperatur vorausgesetzt - in Mehl sehr wohl fühlen. Das bräuchten sie, um richtig schön fett zu werden. Vier Zentimeter sollen sie erreichen – dann friert Nicole Sartirani sie ein.
Sartirani macht dann beispielsweise Bouletten aus Reis, Kartoffeln und Insekten.
Bouletten und Hamburger aus Mehlwürmern – kann das denn wirklich eine Alternative zum herkömmlichen Fleischkonsum werden?

Die Insekten-Start-Ups stehen schon bereit

Offenbar. Denn es stehen bereits einige Start-Ups in den Startlöchern: Die "Bug-Foundation" aus Osnabrück macht in großem Stil Hamburger aus Insektenmehl, "Swarm-Protein" stellt einen Energie-Riegel für Sportler her, von "Snack -Insects" aus Hamburg kommen Lutscher. Und obwohl wir hier im Grunde auch von Massentierhaltung und damit Massentötung sprechen, hoffen Händler wie Nicole Sartirani sogar, Vegetarier und Veganer überzeugen zu können.
Heuschrecken werden in Uganda als beliebte Delikatesse auf einem Markt als Nahrungsmittel angeboten. Bei den Nsenene genannten Insekten handelt es sich um eine Laubheuschrecke.
Frittierte Heuschrecken als Nahrungsmittel auf einem Markt in Uganda.© dpa / picture alliance / Yannick Tylle
Denn: Insbesondere jene Vegetarier, denen es vor allem um nachhaltige Nahrungsmittelproduktion geht, würden auch Insekten essen. Nicole Sartirani selbst ist auf dem Land aufgewachsen – sie hat darum, nach eigenem Bekunden, "ein anderes Verhältnis zum Essen von Tieren". Je mehr man erkenne, welchen großen Nutzen Tiere für uns Menschen hätten, desto größer sei der Respekt, den man vor dem Tier entwickle, das man esse.

Ausblick auf die Zukunft

Ist das die Zukunft – aus Massentier mästender Landwirtschaft wird künftig Krabbeltier mästende und sich selbst versorgende Stadtwirtschaft?
Unser Autor hält "Blade-Runner"-Verhältnisse für wahrscheinlicher: Große Insekten-Zucht-Betriebe werden die sicherlich wachsende Nachfrage bedienen. Denn: Insekten sind nicht nur nahrhaft, nachhaltig und gesund, sondern, wie heißt es so schön: "Wer einmal leckt, der weiß wie´s schmeckt?"
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