"Inglourious Basterds"

19.08.2009
Eine Gruppe von US-Soldaten macht Jagd auf Nazis, tötet feindliche Kämpfer - und kriegt am Ende sogar Adolf Hitler zu fassen. Tarantino inszeniert in "Inglourious Basterds" den Zweiten Weltkrieg als Action-Kracher.
USA / Deutschland 2009, Regie: Quentin Tarantino, Darsteller: Brad Pitt, Diane Kruger, Eli Roth, Mélanie Laurent, Christoph Waltz, Daniel Brühl, ab 16 Jahren, 154 Minuten

Hier ist alles überzogen und aufgedreht – die Farben, die Bilder, die Charaktere, von der Story ganz zu schweigen. Die erzählt von einem Trupp jüdischer GIs, die es sich in den Kopf gesetzt haben, hinter den feindlichen Linien des Zweiten Weltkriegs Nazis zu ermorden. Und das tun sie dann. Am Ende – da wird jede denkbare Realität verlassen – kriegen sie sogar Adolf Hitler.

Kapiteleinteilungen, Untertitel, scheppernde Musik – es kracht. Aber: Die Dialoge sind messerscharf geschliffen und bieten die intelligentesten Pointen der letzten Kinojahre.

"Inglourious Basterds" ist auch eine Liebeserklärung an das Kino selbst. In einem Kino im Film, einer der entscheidenden Spielorte, läuft "Die weiße Hölle vom Piz Palü" mit Leni Riefenstahl. Eine der Hauptfiguren ist ein Filmkritiker, der sich perfekt im deutschen Kino der 1920er und 1930er Jahre auskennt. Kurz verwiesen wird sogar auf die Schauspielerin Lilian Harvey, die bei Goebbels in Ungnade fiel, weil sie einem Freund zur Flucht in die Schweiz verholfen und jegliche Form von Judenhass abgelehnt hat. Irrwitzigste Liebeserklärung an die Macht des Kinos: Am Schluss ist es der Hebel eines Kinoprojektors, der Nazi-Deutschland zu Fall bringt und den Zweiten Weltkrieg vorzeitig beendet.

Brad Pitt als Aldo Raine führt die Basterds an – und damit ein großartiges Schauspieler-Ensemble. Der Österreicher Christoph Waltz als Judenhasser Hans Landa – völlig zu Recht mit dem Darstellerpreis in Cannes geehrt – ist darstellerisch allerdings der Clou des Films. Viele sehen ihn schon als "Oscar"-Gewinner! August Diehl, Daniel Brühl und Til Schweiger und vor allem Gedeon Burkhard halten wacker mit.

Vielfach gestellt die Frage: Ist das ein politischer Film? Antwort: nein. Das ist erstmal ein durchgeknallter Western, der allerdings in politisch furchtbaren Zeiten spielt – und also automatisch, ob das Regisseur Tarantino will oder nicht, politisch wirkt. Das als Satire, die scharfzüngig und voller Lust am Kino aller Gewalt an sich eine drastische Abfuhr erteilt. "Geht ins Kino, statt andere Menschen zu ärgern, zu schlagen oder gar zu ermorden" – so schlicht und naiv und eben auch eindrücklich ist die Botschaft.

Filmhomepage: "Inglourious Basterds"