Influencer im Sport

Fit im Social-Media-Parkour

23:37 Minuten
Ein Mann springt von einer Mauer auf die nächste
Parkour in der Großstadt, hier in Denver, Colorado: Der waghalsige Sport hat sich im im weltweiten Austausch über das Netz entwickelt. © Imago/Aurora Photos/Alexandra Simone
Von Anja Schrum · 27.06.2021
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Nicht nur Promi-Sportler stecken viel Arbeit in Social Media. Auch der Nachwuchs und Profis in Randsportarten bauen dort Communitys auf. Via Sponsoring verdienen manche von ihnen gutes Geld – andere stellen ihre Accounts ganz bewusst "auf privat".
Ein knallrotes Basecap auf dem Kopf schlendert Amadei Weiland den Grünstreifen entlang. Der 33-Jährige ist auf dem Weg zum Training. Sein Ziel: die meterlangen Metallröhren hinter dem Potsdamer Platz in Berlin. Er trainiert jeden Tag.
"Normalerweise, wenn ich die Hallen offen habe, dann eigentlich jeden Tag. Unterschiedliche Sachen: Fitnessstudio, Krafttraining, Stretching, das normale Technik-Parkour-Training, draußen und in der Halle", erzählt er.

Die ganze Stadt wird zum Trainingsplatz

Als Parkour-Sportler kann Amadei in der ganzen Stadt trainieren. Denn beim Parkour überwindet man möglichst schnell und elegant die unterschiedlichsten Hindernisse, ob Geländer oder Brüstungen, Treppen oder Betonvorsprünge – oder Metallröhren.
Amadei Weiland ist aber nicht nur Sportler. Der 33-Jährige ist auch Influencer mit eigenem Youtube-Kanal und über zwei Millionen Abonnenten, derzeit etwas mehr als der FC Bayern hat.*)
"Social Media ist sehr wichtig für den Parkour-Sport, weil er sich weltweit entwickelt hat und kein Sport ist, für den es am Anfang Trainer gab", erklärt er. "Der Sport hat sich aus sich heraus entwickelt: Man hat sich einfach übers Internet von anderen Leuten aus aller Welt sich Sachen abgeschaut."
Das war vor über 15 Jahren. Damals haben Amadei und seine Kumpel Parkour-Videos aus dem Internet heruntergeladen und auf CD gebrannt, um die Bewegungen, die sogenannten "Moves", zu studieren und nachzuahmen. Irgendwann fing er dann selbst an zu filmen.
"Dann habe ich ein bisschen aufgenommen, ein paar Tutorials gemacht und die liefen sehr gut", erzählt er. "So ist es dazu gekommen, dass Youtube mittlerweile das Hauptding ist, das ich mache. Dadurch kann ich das finanzieren, dass ich den Sport mache, den ich auch machen wollte – und das auch hauptberuflich."

Die schwierige Suche nach Sponsoren

Amadei zieht seine Jacke aus, legt sie neben eine der Metallröhren. Dann dreht er sein Basecap mit dem Schirm nach hinten. "Urbanamadei" prangt darauf, der Name seines Kanals.
Basecap, Kapuzenpullover, Hose, Turnschuhe – mehr braucht er nicht als Sport-Outfit.
"Leider gibt es beim Parkour nicht so große Sponsorings oder Firmen, die das so krass pushen, weil es einfach keine Produkte gibt, die Parkour-spezifisch sind", erklärt er. "Es gibt keine Sportgeräte, die man haben muss, um Parkour zu machen. Anders als beim Mountainbiken oder Snowboarden, wo es Firmen gibt, die sagen: Du brauchst unbedingt dieses und jenes Equipment und damit sponsern sie die Profi-Athleten. Deswegen ist es cool, dass ich als Influencer ein bisschen freier bin."
Sponsoren hat Amadei Weiland gefunden, weil er mehr und mehr Abonnenten auf Youtube gewinnt und jede Woche ein neues Video mit spektakulären Moves und atemberaubenden Stunts hochlädt.
"Mit Autoherstellern habe ich schon viel zusammen gemacht, weil man das in die Videos auch cool dynamisch einbinden kann. Als Athlet bin ich auch schon oft für Werbespots angefragt worden. Das Thema Mobilität passt einfach gut zum Parkour", erklärt er.

Drehs mit großem Team sind selten

Das hängt auch damit zusammen, dass dem Influencer vor allem junge Männer mit Interesse an Lifestyle und Activity-Sportarten folgen.
Amadei filmt sich selbst, mit ausgestrecktem Arm, wie er auf einem Hochhausdach balanciert, gleich neben sich den Abgrund. Rechts unten ist klein das Wort "Werbung" eingeblendet. Gesponsert wird das Video von einem Laptop-Hersteller.
Werbedrehs wie dieser, mit großer Crew, Film- und Fotokamera sind nicht die Regel. Meist produziert Amadei seine Videos selbst, von der Aufnahme über den Schnitt bis zur Bildbearbeitung.
Da steckt sehr viel mehr Arbeit drin als bei anderen Influencern oder Influencerinnen, die vielleicht ein Foto von sich im gesponserten Sportoutfit auf Instagram posten oder eine Sporttasche prominent in die Kamera halten.

Unabhängig von Preisgeldern und Wettbewerben

Trotzdem steht für Amadei als Profisportler in einer Randsportart fest:
"Social Media macht einen unabhängiger. Ich bin nicht davon abhängig, irgendwo bei einem Wettkampf den ersten Platz zu machen, für den ich mich zerstören und den Sport ungesund betreiben muss. Früher hatte man nach den Wettkämpfen immer Verletzungen, weil man gewinnen will und deswegen krasse Sachen macht. Dabei verletzt man sich dann vielleicht auch ab und zu mal – und man kriegt fast nichts dafür."
Heute vermarktet er sich selbst und kann gut davon leben.

Eine Agentur vernetzt Sport und Industrie

Hamburg, die Hafencity direkt an der Elbe. Im dritten Stock eines Co-Working-Spaces sitzt Andreas Kitzing vor seinem Bildschirm. Er ist einer der beiden Gründer von Sponsoo, einer Plattform, die Athleten und Sponsoren miteinander vernetzt.
Kitzing scrollt sich durch die Plattform: seitenweise Namen und Bilder von Athleten und Athletinnen – alle auf der Suche nach Sponsoren.
Ob kleine Vereine, Sportler aus Randsportarten oder Olympiakader – das Start-up wirbt damit, Tausende Sportler aus mehr als 300 Sportarten bei der Suche nach Sponsoren zu unterstützen. Wird über die Plattform ein Vertrag abgewickelt, erhält Sponsoo einen festgelegten Anteil.
Die Sportler und Sportlerinnen in der Kartei sind fast alle auch auf Social Media aktiv. Vor allem auf Instagram, aber auch auf Youtube, Facebook oder Twitch, wo sich E-Sportler tummeln.
"Man sieht kaum noch Deals, die Sportler sponsern, die überhaupt nicht in Social Media aktiv sind", sagt Andreas Kitzing, "selbst bei Sponsorings, bei denen es vordergründig gar nicht um Social Media geht, sondern wo der Sportler eher als Testimonial dient oder ganz klassisch Fläche auf seiner Wettkampfkleidung vermarktet. Hier ist Social Media trotzdem wichtig, weil das für den Sponsor die ideale Möglichkeit bietet, zu sehen wie der Sportler auftritt."

Mikro-Influencer werden wichtiger

Top-Influencer sind richtig teuer, deshalb richtet sich der Blick zunehmend auf kleinere und ganz kleine – sogenannte Mikro- oder Nano-Influencer. Sie sind dichter an ihrer Peer-Group dran und werden als besonders "authentisch" wahrgenommen.
"Gerade letzte Woche haben ein paar Angler bei uns ein sehr kleines Sachsponsoring bekommen. Die werden jetzt von einer Marke gesponsert, die Fischkrawatten herstellt – also eine Krawatte, die aussieht wie ein Fisch", erzählt Kitzing.
"Da verdient man nicht viel Geld und kriegt im Zweifel nur das Produkt, aber immerhin. Wir hatten einen Speed-Cuber – total nischig –, also jemand, der Zauberwürfel in ganz kurzer Zeit löst. Der braucht sechs Sekunden dafür und wurde von einer regionalen Glücksspielgesellschaft für einen Werbeclip gebucht."

Turnierreisen sind nur mit Sponsoren finanzierbar

Für viele Athleten und Athletinnen ist Sport ohne Social Media gar nicht mehr denkbar. Ein Beispiel: Segeln. Boris Herrmann hat bei der letzten Vendee Globe gezeigt, wie durch digitale Kommunikation auch ein Nischensport wie Beachvolleyball hohe Wellen schlagen kann:
"Die spielen auf der internationalen Tour und das ist nicht so, dass die vom Verband die kompletten Reisekosten gestellt bekommen. Die bekommen eine Unterstützung, müssen aber schauen, wie sie sich finanzieren. In einem normalen Jahr reisen die nach Rio, nach Tokio, nach Doha, mehrfach in die USA und innerhalb von Europa hin und her. Das kostet super-viel Geld. Ohne Sponsoren kannst du das eigentlich kaum finanzieren. Da müsste man jedes Turnier gewinnen, um das allein von Preisgeldern finanzieren zu können."

Was verdient ein Sport-Influencer?

Stichwort Finanzen. Was können Sport-Influencerinnen mit ihren Social-Media-Posts verdienen? Andreas Kitzing rechnet vor:
"So als Faustregel, die Followeranzahl durch 100, so viel kann man ungefähr für einen Post berechnen. Sprich: Wenn ich 50.000 Follower habe, geteilt durch 100, könnte man ungefähr 500 Euro für einen Post berechnen. Das kann man dann ein bisschen differenzieren: Ein Leistungssportler, der nicht nur Reichweite mitbringt, sondern auch einen gewissen Imagetransfer, kann natürlich deutlich mehr nehmen. Da sind 50.000 Follower viel mehr wert als bei einem reinen Influencer."

Immer mehr Nachwuchssportler nutzen Social Media

Sport und Social Media – das war bislang vor allem eine Domäne superbekannter Profisportler und natürlich vieler Fitness-Influencerinnen: Frauen wie Pamela Reif mit sieben Millionen Followern auf Instagram oder Sophia Thiel mit 1,2 Millionen Followern.
Aber auch die Spitzen- und Nachwuchsathleten ziehen nach.
Eine Umfrage der Deutschen Sporthilfe aus dem November 2020 zeigt: Fast die Hälfte der Sportlerinnen und Sportler gibt an, Social Media spiele in ihrem Alltag eine große beziehungsweise sehr große Rolle. 92 Prozent verfügen über ein öffentliches Instagram-Profil mit dem Ziel – auch das zeigt die Umfrage – Sponsoren zu gewinnen, die eigene Sportart bekannter zu machen sowie Eigen-PR und Imagebildung zu betreiben.
Die Zahl der Follower liegt allerdings meistens bei unter 5000.

Beim Training dicht dabei

Alica Schmidt filmt sich selbst. Ein perfekt geschminktes Gesicht mit hohen Wangenknochen, umrahmt von langen, blonden Haaren – die 22-Jährige macht jedem Model Konkurrenz.
Doch Alica Schmidt will vor allem 400-Meter-Läuferin sein. Sie trainiert beim SCC Berlin und will sich mit der 4-mal-400-Meter-Staffel für die Olympischen Spiele qualifizieren.
Das Trainingslager auf Teneriffa gehört zur Vorbereitung. Alica Schmidt lässt Fans und Follower daran teilhaben, sie zeichnet alles auf: das Hotelzimmer, das sie mit einer Kollegin teilt, den Weg ins Stadion, die Sprints auf der Bahn, den Kraftraum, das Eisbad, die Bergläufe auf 2600 Meter Höhe.
Trotz wackeliger Bilder und Wind auf dem Mikro sind sie dicht dran am anstrengenden Alltag – Schinderei und Spaß, zusammengeschnitten auf 13 Minuten und 39 Sekunden.

Auch Verletzungspech wird dokumentiert

Am Ende dann liegt die 22-Jährige ausgestreckt auf dem Hotelbett, den Tränen nahe. Alica schwenkt das Handy Richtung Füße. Um ihr rechtes Sprunggelenk windet sich eine orthopädische Bandage – sie ist beim Training umgeknickt.
Ein Bruch ist es nicht, aber "megaärgerlich, natürlich." Das nächste Trainingslager muss ausfallen, die Quali für die Olympischen Spiele ist unsicher.
Alica Schmidt teilt auch diesen Moment mit ihren Fans und Followern.

Sponsoring ersetzt den Nebenjob

1,7 Millionen folgen ihr mittlerweile auf Instagram. Über 54.000 haben ihren Youtube-Kanal abonniert. Die Zahlen sind im Herbst 2020 explodiert, nachdem das Video von einem 400-Meter-Rennen gegen den BVB-Star Mats Hummels viral ging.
Anfangs war ihr der Rummel ein wenig unheimlich. Mittlerweile sieht sie vor allem das Positive: Sie kann ihre Fans viel direkter an ihrem Athletinnen-Alltag teilhaben lassen — und das Geld stimmt auch.
"Mittlerweile ist Social Media für Athleten schon eine große Chance. Ich persönlich bin sehr, sehr dankbar dafür, dass ich diese Chance bekommen habe", sagt sie. "So kann ich mir auch den Nebenjob sparen, weil man heutzutage deutlich einfacher Sponsoren gewinnen kann. Das ist mittlerweile auch eine Plattform für Athleten geworden, auf der man sich auch ein bisschen vermarkten kann."

Authentizität ist die Grundwährung

Die 400-Meter-Läuferin wird schon seit Jahren von einem Sportartikelhersteller gesponsert, außerdem von einer Fitness-Food-Marke sowie dem Hersteller einer Haarpflegeserie. Hinzu kommen weitere, zeitlich begrenzte Kooperationen.
"Bei mir kommen täglich eine Vielzahl von E-Mails von Unternehmen rein die gerne mit mir zusammenarbeiten würden. Ich freue mich natürlich darüber, aber ich muss mir auch sehr, sehr gut überlegen, was zu mir passt: Wo kann ich hundertprozentig dahinterstehen, was kann ich weiterempfehlen? Deswegen sage ich das meiste auch ab", erzählt sie.
"Ich möchte kein Profil sein, auf dem nur Werbung stattfindet. So was nervt mich selber, wenn ich so was auf Social Media sehe. Deswegen überlege ich mir ganz genau, was als Athletin zu mir passt."
Authentizität – das ist immer wieder zu hören – sei extrem wichtig auf Social Media: nicht zu beliebig werden.

Auch Social Media macht Arbeit

Gleichzeitig ist die Gefahr groß, sich zu verzetteln: Foto-Shootings für die Sponsoren, Storys produzieren für Social Media, mit den Followern kommunizieren und natürlich an erster Stelle: das tägliche Training.
Sie habe die Arbeit, die Social Media macht, anfangs ein bisschen unterschätzt, gibt Alica Schmidt im Interview zu.
"Gerade auch diese Filmaufnahmen – ich habe jetzt im Trainingslager auch wieder gefilmt – sind schon aufwendig. Kamera aufstellen, fragen: Kannst du mich bitte aufnehmen und filmen. Der Schnitt, das Hochzuladen. Das kostet alles Zeit."
Außerdem kostet es Konzentration. Beides wird aber auch für den Sport gebraucht, eine schwierige Balance. Und: Das Netz verzeiht nichts. Alica Schmidt agiert entsprechend.

Auch im Sport gibt es Stalker

Trotzdem: Auch die 400-Meter-Läuferin hat Erfahrungen mit den Schattenseiten der digitalen Popularität sammeln müssen:
"Was mir manchmal ein bisschen Angst macht oder was ein bisschen komisch ist: Wenn Menschen dann wirklich so penetrant sind und dir jeden Tag Hunderte von Nachrichten schicken und nicht mehr aufhören, dir zu schreiben. Wenn diese Menschen dann vielleicht auch in der Nähe wohnen, ist man vielleicht nicht ganz so sicher. Die könnten einem vielleicht doch mal über den Weg laufen."
Das letzte Mal, als ihr das passiert ist, hat ihr Manager dem "Stalker" geschrieben — ohne Erfolg. Alica Schmidt hat ihn dann blockiert, als Warnung die Geschichte der Fitness-Influencerin Sophia Thiel im Kopf:
"Sie war ja die Erste, die sich für eine längere Zeit zurückgezogen hat. Das war die Eerste, wo man gemerkt hat: Das kann wirklich auf die Psyche gehen und es ist für viele auf Dauer wirklich eine sehr große Belastung. Man muss da einfach den richtigen Weg finden, dass Social Media für einen nicht zum Verhängnis wird."
Im Mai 2019 stellt Sophia Thiel von einem Tag auf den anderen ihre gesamten Social-Media-Aktivitäten ein, taucht ab und erntet dafür zum Teil hämische Kommentare. Später erklärt sie in einem Video, was mit ihr passiert ist.
"Viele unterschätzen auch den Aufwand von Social Media. Man verspürt immer den Druck, präsent zu sein und frischen Content zu produzieren, wobei es eigentlich schon einem Fulltime-Job gleicht. Der Spagat zwischen Athletin, Fitness-Model, Online-Trainerin, Person des öffentlichen Lebens und Influencerin zerrte immer mehr an mir und meinen Energiereserven."
Bis schließlich nichts mehr geht. Die Auszeit dauert fast zwei Jahre. Erst dieses Frühjahr meldet sich die 26-Jährige zurück.

Corona nahm die Freude an Social Media

Teresa Zenker schiebt ihr Fahrrad über den Parkplatz am Sportforum Berlin-Hohenschönhausen. Auch sie ist auf Instagram unterwegs und hat die Geschichte von Sophia Thiel verfolgt.
Ihr eigenes Profil hat Teresa Zenker allerdings auf "privat" gestellt, es ist also öffentlich nicht einsehbar. Gerade mal 1500 Menschen folgen der jungen Judoka, die am Olympiastützpunkt Berlin trainiert.
Die 23-Jährige stellt ihr Fahrrad neben einer der großen, alten Sporthallen ab, zieht dann ihr Handy aus der Jackentasche, scrollt durch ihren Instagram-Account. Normalerweise poste sie zwei-, dreimal im Monat etwas, erzählt sie. Im letzten Jahr war es aber sehr viel weniger.
"Ich habe mich in der Coronazeit wirklich gefragt: Warum mache ich das? Man hatte seinen Leuten einfach nichts zu erzählen. Ich hatte auch keine Lust mehr, anderen Leuten zu folgen oder mir deren Storys anzugucken."
Doch jetzt, wo Training und Wettkämpfe wieder an Fahrt aufnehmen, macht auch Social Media wieder mehr Spaß. Teresa Zenker deutet auf ein Foto, aufgenommen in Usbekistan, bei einem ihrer ersten Wettkämpfe in diesem Jahr.
"Da stehe ich in der Halle vor der Judomatte und habe mich bedankt bei den Leuten, die mir geschrieben und viel Erfolg gewünscht haben, und dass ich bei dem Wettkampf total aufgeregt war", erzählt sie.

Ein solider Job schlägt das Influencer-Laufrad

Gleich darunter noch ein weiteres Dankeschön – an ihren Arbeitgeber für die Bereitstellung der Sportbekleidung. Seit September 2020 ist Teresa Zenker Sportsoldatin bei der Bundeswehr.
Erst absolvierte sie eine verkürzte Grundausbildung, jetzt ist das Judotraining ihr Dienst. Der Sold macht finanziell unabhängig, auch von Social Media und Selbstvermarktung.
"Klar wäre das eine Chance, aber ich möchte nicht mein ganzes Leben posten, um vielleicht – übertrieben gesagt – ein paar Riegel im Monat umsonst zu bekommen", sagt sie.

Ekelnachrichten aus dem Netz

Zumal auch sie immer wieder von Hasskommentaren oder Bodyshaming hört oder liest. Manches hat sie selbst erlebt, manches haben andere Athletinnen erzählt.
"Manchmal bekommt man wirklich eklige Nachrichten: ‚Oh, du bist Judoka, du bist so stark, würdest du mich mal in den Schwitzkasten nehmen oder könntest du mich würgen?‘ Darüber lacht man einfach. Man löscht die Leute und blockiert sie im besten Fall noch oder meldet sie. Aber man lacht darüber."
Bei anderen Posts vergeht einem das Lachen. Teresa kennt eine solche Geschichte – allerdings nur vom Hörensagen:
"Zum Beispiel hatten wir gestern das Thema bei einer Freundin, die von einer Kollegin erzählt hat. Die ist auch Sportlerin, Leichtathletin, und hat richtig Drohungen bekommen. Auch ein anderer Polizist hat ihr geschrieben, was sie denn überhaupt bei der Polizei macht, sie ist ja nur Sportlerin, sie hat ja überhaupt keine Ahnung von diesem Beruf. Ich glaube, bei solchen Leuten kommt schon Neid auf."
Die 23-Jährige greift zu ihrem Fahrrad. Sie muss jetzt nach Hause, mittagessen, dann noch etwas für die Uni tun, bevor nachmittags die zweite Trainingseinheit startet.

Ohne Spaß an der Sache geht gar nichts

Zurück zu den Metallröhren hinter dem Potsdamer Platz. Zum Parkour-Training von Amadei Weiland. Er schiebt mit seiner Schuhsohle immer wieder über den Metallsockel, auf dem die Röhren aufliegen.
"Ich check nur, wie der Grip ist", erklärt er. "Ich habe hier lange nicht mehr trainiert und das ändert sich immer."
Amadei nickt zufrieden, nimmt Anlauf. Er läuft den Sockel hoch, um dann im Rückwärtssalto über das Metallrohr zu fliegen und auf der anderen Seite wieder auf beiden Beinen zu landen. Elegant und schwerelos sieht das aus, wie auch in seinen Videos.
Die Arbeit und der Aufwand, die damit verbunden sind, bleiben den Followern meist verborgen.
"Wenn man nur Influencer werden will, um damit erfolgreich zu sein und Geld zu verdienen – ich glaube, das schafft keiner, auch weil das so viel Arbeit ist. Man macht auch immer wieder Videos, in die man superviel Energie und Arbeit reinsteckt und im Endeffekt floppen die total", erzählt Amadei Weiland.
"Man weiß selber gar nicht warum. Das frustriert dann und wenn man das nur macht, um damit Geld zu verdienen, und nicht, weil einem der Prozess dahinter Spaß macht, dann hört man auch ganz schnell wieder auf, glaube ich."

*) Zum Zeitpunkt der Produktion der Radioreportage hatte der FC Bayern München noch etwas mehr Abonnenten. Daher weichen die Angaben an dieser Stelle vom Online-Audio ab.
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