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Sportpolitik
Sport, Terrorgefahr und Olympia

Wie groß ist nach den Anschlägen von Paris und der Länderspielabsage in Hannover die Terrorgefahr bei Sportveranstaltungen? Und was heißt das für die angestrebte Hamburger Olympiabewerbung? Darüber sprachen im DLF der Wissenschaftler Dennis Pauschinger, der Ex-Ruder-Olympiasieger und heutige VWL-Professor Wolfgang Maennig und der Sportphilosoph Gunter Gebauer.

Von Philipp May | 22.11.2015
    Polizisten bei den Olympischen Spielen in London 2012.
    Polizisten bei den Olympischen Spielen in London 2012. (dpa/picture alliance/Michael Kappeler)
    Dennis Pauschinger promoviert zum Thema Sicherheit bei Sportgroßveranstaltungen. Er findet nicht, dass man Sportevents aufgrund der aktuellen Lage absagen sollte: "Man muss Wege finden, dass unser Lebensstil und eben auch Sport weiter stattfinden kann." Es werde bereits viel für die Sicherheit bei Fußball-Turniern und Olympischen Spielen getan, aber: "Hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben." Die Haltung "Jetzt erst recht!", die viele Hamburger Politiker nach den Pariser Anschlägen bemühten, um für die Olympia-Bewerbung der Stadt zu werben, fand er allerdings "perfide": "Das suggeriert ja, dass wir Olympia brauchen, damit solche Dinge nicht mehr passieren." An der Hamburger Bewerbung übt Pauschinger grundsätzlich Kritik: "Da gibt es noch einige offene Fragen, gerade was das Finanzielle angeht und auch, wie man auf das Referendum zugegangen ist." So habe es beispielsweise angekündigte Beteiligungsverfahren für die Bürger nie gegeben.
    Wolfgang Maennig befürwortet die Hamburger Olympia-Bewerbung, sieht aber durchaus Schwierigkeiten, die Menschen dafür zu begeistern: "Es ist ja nicht nur der Pariser Terror. Die Menschen fühlen sich durch die Flüchtlingskrise sowieso schon überfordert und haben teilweise das Gefühl, dass es andere finanzielle Prioritäten gibt." Und auch andere Krisen hätten das Vertrauen in den Sport beschädigt, so etwa die Korruptions-Affäre im Fußball oder der Doping-Skandal in der Leichtathletik. "All das führt dazu, dass leider noch mehr Menschen als vorher Fragezeichen hinter dem olympischen Sport haben." Er sei jedoch weiter optimistisch, dass die Abstimmung über die Bewerbung erfolgreich sein werde, auch wenn der Sieg dann unter "erschwerten Bedingungen" zustande gekommen sei.
    Gebauer: Kein "Goldener Plan" bei der Bewerbung
    Gunter Gebauer unterstützt die Ausrichtung Olympischer Spiele in Deutschland grundsätzlich, findet aber Kritikpunkte an der Hamburger Bewerbung. Er wünscht sich ein Konzept, das über den Profisport hinaus geht - wie bei den Spielen 1972: "Die Künste sind mit einbezogen worden, Bürger, der Breitensport, es gab einen "Goldenen Plan" für den Schul- und Breitensport. Das heißt sozusagen, einen Neustart der Sportbegeisterung in der Bundesrepublik." Das sei gut durchdacht gewesen - etwas ähnliches sieht er bei der Hamburger Bewerbung allerdings nicht: "Wenn so etwas zu erkennen wäre, würde ich sofort für Hamburg stimmen."
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