Impfpavillons in Italien

Mit Design gegen Corona

05:12 Minuten
Ein kreisrunder Pavillon mit einer pinken Blüte auf dem Dach steht im Zentrum einer Piazza.
Auch die pinke Blüte, das Symbol der italienischen Impfkampagne, hat Stefano Boeri selbst gestaltet. © Stefano Boeri Architetti
Nikolaus Bernau im Gespräch mit Jana Münkel  · 29.12.2020
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Italien setzt bei seiner Impfkampagne eigene Akzente: mit luftigen Pavillons des Architekten Stefano Boeri. Die mit einer pinken Blume verzierten Bauten könnten gegen die Angst vorm Impfen wirken, glaubt Architekturkritiker Nikolaus Bernau.
Während in Deutschland vor allem nüchterne Mehrzweckhallen als Impfstationen dienen, setzt Italien auf Design. Der Architekt Stefano Boeri hat neue Impfpavillons gestaltet, die jetzt in vielen italienischen Städten aufgestellt werden.


"Es gibt Unterschiede, ob man so etwas inszeniert", sagt unser Architekturkritiker Nikolaus Bernau. Oder ob man den Pflichtcharakter betone und es quasi militärisch organisiere. "Mit geraden Grundrissen und großen Hallen." Beides sei hocheffizient. Die Pavillons seien kreisförmig und in der Mitte säßen diejenigen, die impfen und drum herum in kleinen Kabinen diejenigen, die geimpft würden. "Das läuft hochdynamisch und auch hochhygienisch ab."

Ohne Angst zum Impfen gehen

Aber es gebe unterschiedliche Botschaften, die da vermittelt würden, so Bernau. Italien versuche mit den lustigen Bauten, der Impfaktion auch den Angstfaktor zu nehmen. "In Italien macht das Ganze vielleicht sogar Spaß."


Bernau zeigt sich begeistert von den 1.500 geplanten Pavillons, die auf einen staatlichen Wettbewerb zurückgehen. Auf den Dächern der aus Planen und Holz gestalteten Bauten gebe es Sonnenkollektoren, die wie eine Blume angeordnet seien. "Es gibt alles so ein bisschen Emotion bei der ganzen Angelegenheit." Das finde er das Spannende an dieser Lösung.
Porträt von Stefano Boeri.
Der Architekt Stefano Boeri hat die 1:500 Impfpavillons entworfen, die in den italienischen Städten nun aufgebaut werden.© Picture Alliance / AP Images / Luca Bruno

Transportabel und nachhaltig

Nach Aussagen des Architekten könne das Material der Pavillons weiterverwendet werden, sagt Bernau über Bedenken hinsichtlich der Umweltbilanz. Die ganze Konstruktion könne auseinandergebaut und transportiert werden.
Die Pavillons sollten dort zum Einsatz kommen, wo es gerade notwendig sei. "Alleine das ist schon eine ganz tolle Idee, dass man sagt, ich habe eine gestaltete Form, die ich durch das ganze Land transportieren kann", so Bernau. Dadurch werde das Impfen landesweit ähnlich erfahrbar und zum "kollektiven Ereignis".
(gem)
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