Impfen

Wie man Unsichere überzeugt

08:54 Minuten
Nahaufnahme von einem Oberarm, auf dem sich an der Stelle, an der man geimpft wird, ein Pflaster befindet. Die fotografierte Person trägt ein weißes T-Shirt, dessen Ärmel hochgekrempelt ist.
Die Impfung schützt sehr gut vor schweren Verläufen von Covid-19. Dennoch sind viele unsicher, ob sie sich impfen lassen wollen. © Unsplash.com / Towfiqu barbhuiya
Eva-Maria Bitzer im Gespräch mit Axel Rahmlow · 28.07.2021
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Viele zögern, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Wer selbst Impfbefürworter ist und diese Menschen überzeugen möchte, sollte Verständnis zeigen, rät die Ärztin Eva-Maria Bitzer. Bei der Impfentscheidung könne auch ein digitaler Würfel helfen.
Die Zahl der Impfungen in Deutschland pro Tag sinkt. Dabei hat erst die Hälfte der Bevölkerung den vollen Impfschutz erhalten. Wie kann man diejenigen, die das Impfen nicht klar ablehnen, sondern noch überlegen, von der Impfung überzeugen?

Verständnis zeigen

Die Mehrzahl der ungeimpften Menschen seien keine harten Impfverweigerer, sondern lediglich unsicher, sagt Eva-Maria Bitzer, Ärztin und Professorin für Gesundheitspädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg. Sie rät dazu, bei zögerlichen Menschen im eigenen Umfeld als Impfbefürworter erst einmal Verständnis zu zeigen für die Sorgen.
Anschließend sollte man fragen, woher diese Sorgen konkret rühren: "Das ist schon einmal eine wichtige Eröffnung ins Gespräch, die dem Gegenüber deutlich macht: Ich nehme dein Anliegen ernst. Ich stelle dich nicht in eine Ecke."
So, wie die Gründe unterschiedlich seien, warum jemand zögere, so sei auch die Empfänglichkeit für bestimmte Argumente pro Impfung verschieden. Manche Menschen seien für moralische Appelle empfänglich. Die Botschaft, dass die Impfung uns wieder ein normales Leben ermögliche, könne auch ein wichtiges Argument sein.

Ein Würfel, der bei der Entscheidung hilft

Als praktische Hilfe empfiehlt Bitzer auch den Covid-19-Entscheidungswürfel, ein digitales Tool, das bei der Impfentscheidung unterstützt. Der Würfel erlaube, die verschiedenen Aspekte bei einer Impfentscheidung individuell zu gewichten. Es gebe in Deutschland zudem "richtig gute Informationen", in verschiedenen Sprachen und gut verständlich, etwa von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder vom Robert Koch-Institut.
Wichtig sei, nicht ins Schwarz-Weiß-Denken zu verfallen, betont die Ärztin. Das sei das größte Problem. "Es gibt Grauschattierungen und es ist legitim, sich Gedanken zu machen. Und es gibt gute Möglichkeiten, diese Gedanken fundiert zu füttern."
(jfr)
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