Spektakuläre Funde in Ägypten

Archäologie mit neuem Selbstbewusstsein

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Ausgrabungsstätte der Goldenen Stadt.
Was können diese Funde nähe Luxor über den Alltag zur Zeit von König Amenophis III. sagen? © imago / Xinhua / Ahmed Gomaa
Friederike Seyfried im Gespräch mit Vladimir Balzer · 17.04.2021
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Archäologische Sensationsfunde in Ägypten häufen sich. Zuletzt wurde eine 3000 Jahre alte Stadt nahe Luxor freigelegt. Die Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin ist voll des Lobes für ihre Kollegen vor Ort und erhofft sich neue Einblicke.
"Das ist auch ein neuer Stolz, den man hier präsentieren kann und der auch wirklich gerechtfertigt ist. Man kann den Kollegen einfach nur dazu gratulieren", sagt Friederike Seyfried. Sie ist Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin.
Vor einer Woche wurde bekannt, dass ägyptische Archäologen eine 3000 Jahre alte Stadt samt Lehmhäusern, Gegenständen und Werkzeugen aus pharaonischer Zeit freigelegt haben. Die antike Stadt in der Provinz Luxor gehe zurück auf die Goldene Ära unter König Amenophis III., erklärte der renommierte Archäologe Zahi Hawass. Viele ausländische Expertenteams hätten zuvor nach der Stadt gesucht, sie aber nie gefunden.
Doch ganz so ist es nicht, wie Seyfried erklärt:
"In den 30er-Jahren haben die Franzosen etwas weiter östlich schon Teile dieser Stadt mitfreigelegt. Auch unter dem Tempel von Medinet Habu hat man Siedlungsstrukturen gefunden. Also man weiß, dass diese Stadt da liegt. Aber man hat eben in diesem Gebiet nicht großflächig gegraben. Und Zahi Hawass hat nun mit seinem Team angefangen und wirklich Sensationelles freigelegt." Jetzt erhoffe man sich "neue Einblicke in eine sehr spannende Epoche", so Seyfried.

Seyfried berichtet zudem von einer sehr engen Kooperation mit ihren Kollegen in Ägypten. Momentan führe ein deutsch-ägyptisches Team in Assuan eine Grabung durch, doch coronabedingt könne man nicht weiterarbeiten.
Die Ausgrabung der 3000 Jahre alten Goldenen Stadt in der Nähe von Luxor ist eine Sensation.
Die Ausgrabung der 3000 Jahre alten Goldenen Stadt in der Nähe von Luxor ist eine Sensation.© picture alliance/dpa/Sputnik | Ahmed Mahmoud

Top ausgebildet und selbstbewusst

"Wir haben einfach sehr gute junge Kollegen, die Ägyptologie in Kairo oder an den kleineren Universitäten im Land studiert haben. Viele von ihnen haben dann auch noch im Ausland studiert und haben eine gute Ausbildung." Man spüre zu Recht ein großes Selbstbewusstsein unter ihnen, so Seyfried.
Ausgegrabene, antike Vasen.
Nicht nur die Stadtmauern sind gut erhalten, auch Vasen und andere Alltagsgegenstände.© imago / Xinhua / Ahmed Gomaa
Dass es nun so viele sensationelle Funde gebe, habe auch mit der Besonderheit des Landes zu tun:
"Egal, wo Sie in Ägypten im Wüstensand etwas freilegen, werden Sie auf archäologische Überreste treffen. Da jagt tatsächlich häufig eine Sensation die andere – mal mehr, mal weniger bedeutend vielleicht für die Fachwelt. Aber dieses Mal ist es auf jeden Fall ein ganz großer Fund. Und auch andere Dinge wie zum Beispiel diese großen Funde aus den Oasen, die Freilegung bestimmter Nekropolen in den letzten Jahren, das sind schon alles für die Ägyptologie wirklich ganz wichtige und große Funde."
(ckr)
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