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Stellenabbau
Commerzbank setzt erneut den Rotstift an

Schon vor einem Jahr hat die Commerzbank verkündet, dass 5.200 Mitarbeiter entlassen werden, auch Vorstände und nicht nur Fußvolk. Doch das reicht offenbar noch nicht, um das zweitgrößte deutsche Geldhaus zu sanieren. Jetzt ist durchgesickert, dass noch mehr Stellen gestrichen werden sollen.

Von Michael Braun | 29.07.2014
    Das Logo der Commerzbank am Hauptsitz in Frankfurt am Main
    In der Commerzbank kursieren Unterschriftenlisten unter dem Slogan "Nein zu weiterem Personalabbau und Auslagerungen". (picture alliance / dpa - Daniel Reinhardt)
    Die Bank hält sich noch bedeckt. Bislang bestätigt sie nur, man rede mit dem Betriebsrat über Umstrukturierungen im Finanzbereich. Dem Vernehmen nach sollen in Frankfurt, Duisburg und Berlin 450 Stellen wegfallen, deutlich weniger als bei den Abbauplänen des vorigen Jahres, als gut 5.000 der damals rund 40.000 Stellen im Inland gestrichen wurden. Vorige Woche sind die Mitarbeiter auf einer Betriebsversammlung informiert worden. In der Bank kursieren Unterschriftenlisten unter dem Slogan "Nein zu weiterem Personalabbau und Auslagerungen".
    Der Arbeitsplatzabbau, über den nun gesprochen wird, erscheint Analysten plausibel. Philip Hässler, Bankbeobachter bei Equinet:
    "Das Thema Zinsüberschuss, da leiden die Banken unter dem niedrigen kurzfristigen Zinsumfeld. Und dementsprechend müssen sie halt irgendwie gegensteuern. Und ich denke, ja, Kostensenkungsmaßnahmen sind da halt ein wichtiger Stellhebel, sei es über höhere Effizienzen, verbesserte IT-Systeme oder, so traurig das ist, auch leider übe Mitarbeiterreduktion."
    Kostenquote weiter senken
    Die Gerüchte passen auch ins planerische Bild bei der Commerzbank. Sie will Kostenquote von zuletzt mehr als 70 Prozent bis 2016 auf 60 Prozent senken. Das kann natürlich durch steigende Einnahmen bei stabilen Kosten geschehen. Doch die Einnahmen steigen nicht. Gerade das niedrige Zinsniveau hat seine heilsame Wirkung auf die Banken verloren. Jan Schildbach, Branchenbeobachter bei Deutsche Bank Research:
    "Die Niedrigzinspolitik hat den Banken zunächst mal sehr stark geholfen, weil die Kosten, die sie für Geld, für die Bereitstellung von Geldern durch ihre Kunden, aufzuwenden hatten, zum Beispiel für die Spargelder der Kunden, für die Einlagen der Kunden, weil diese Kosten gesunken sind. Je länger dieses Zinsumfeld anhält, desto problematischer wird es natürlich für die Banken. Wir sehen das auch ganz klar in den Zahlen. Dieser Zinsüberschuss zwischen dem, was die Bank an Zinsen zahlen muss an ihre Kunden und dem, was sie für Kredite von den Kunden wieder bekommen, dieser Zinsüberschuss sinkt seit drei Jahren erheblich."
    Es wird 2014 keine Dividende geben
    Der Zinsüberschuss ist für die Commerzbank essentiell, weil sie weniger Wertpapiergeschäft hat als etwa die Deutsche Bank, also auch weniger Provisionsüberschüsse. Bei der Commerzbank mit ihrem stark kreditorientierten Geschäft hat der Zinsüberschuss voriges Jahr um diese Zeit gut 70 Prozent aller Erträge ausgemacht. Lässt sich der nicht steigern, weil die Zinsen sinken, wird eine Bank über Kostensenkung nachdenken. Das dürfte auch Folgen für die Aktionäre haben. Mit einer Dividende werden sie kaum rechnen können. Analyst Hässler:
    "Bei der Commerzbank gehe ich fürs laufende Jahr nicht, noch nicht von einer Dividende aus. Aber ich denke, für 2015 sollte das eigentlich auch wieder ein Thema sein."
    Spätestens am Donnerstag nächster Woche sollte Klarheit herrschen. Dann legt die Bank frische Geschäftszahlen vor.