"Immer die Berliner Karte gespielt"

14.11.2011
Der Vorwurf von Biografin Vivien Stein, der 2007 verstorbene Kunsthändler und Kunstmäzen Heinz Berggruen habe sein Jüdisch-Sein instrumentalisiert, sei abwegig, meint Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts und bis 2008 Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Berggruen habe "die Judenkarte" nicht gespielt, so Lehmann, vielmehr habe er "eigentlich immer die Berliner Karte gespielt. Das war seine Emotion." Der ehemalige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz betonte, er habe nie mit Berggruen über dessen Judentum gesprochen. "Er hat sich auch nicht für jüdische Fragen vereinnahmen lassen und er hat auch nie den Anwalt dafür gespielt. Deshalb ist das für mich so abwegig, wie es nur abwegig sein kann."

Er habe Berggruen sehr gut gekannt, so der Präsident des Goethe-Instituts. "Wenn Sie ihn erlebt hätten, wie er mit Helmut Newton - ein anderer jüdischer Emigrant, der auch nicht die ‚jüdische Karte’ gespielt hat - durch den Kiez ging und die Kneipen in der Gegend Grolmannstraße und Giesebrechtstraße aufsuchte und überall sich wohlfühlte und ganz deutsch eigentlich war!"

Man merke, dass Biografin Vivien Stein Berggruen überhaupt nicht gekannt habe, sagte Lehmann. "Und sie hat auch niemanden von uns interviewt. Es wäre ja ein Leichtes gewesen, mich zu fragen oder den damaligen Staatsminister [Michael Naumann] zu fragen oder wen auch immer – nichts!"


Sie können das vollständige Gespräch mit Klaus-Dieter Lehmann mindestens bis zum 15.5.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
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