Im Schatten des Flughafens

Von Thilo Schmidt · 15.09.2012
Das Alte wurde gegen das Neue getauscht. Mietwohnung gegen Mietwohnung, Eigenheim gegen Eigenheim, Land gegen Land. Quadratmetergenau.
Das alte Diepensee war ein Dorf. Mit Dorfschenke, Kopfsteinpflasterstraßen und Katzen auf den Mäuerchen. Das neue Diepensee, ein Ortsteil der Stadt Königs Wusterhausen, ist eine Siedlung vom Reißbrett – mit einem Dorfgemeinschaftshaus, um das manche Kleinstadt das 300-Seelen-Dorf beneidet.

Alles das – die neuen Eigenheime, das Dorfgemeinschaftshaus, gar die Umbettung der Toten, hat die Berliner Flughafengesellschaft bezahlt. Das alte Diepensee war dem Großflughafen Berlin-Brandenburg im Weg.

Doch kann man die alte Heimat gegen eine neuere und bessere eintauschen? Wurzeln kappen, ohne dass es weh tut? Eine Dorfkneipe gibt es nicht mehr, der Bolzplatz ist jetzt umzäunt und die Katzen sind verschwunden. Auf den ersten Blick ist für die Diepenseer alles besser geworden, die Häuser zentralbeheizt, die Dächer dicht. Doch hier und da schlummert die Sehnsucht nach dem alten Dorf.

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Das alte Dorf Diepensee nahe Königs Wusterhausen in Brandenburg. Es musste dem Flughafenneubau BER in Schönefeld weichen.
Das alte Diepensee nahe Königs Wusterhausen. Es musste dem Flughafenneubau weichen.© ©Günter Herwig, Diepensee