Im Körper des Feindes

Von Hartwig Tegeler · 14.12.2009
"Titanic"-Regisseur James Cameron liefert mit "Avatar" einen der teuersten Streifen der Filmgeschichte ab und zeigt zugleich, zu welchen Höhenflügen digitale Tricktechnick heute fähig ist. Die Kombination aus realen Schauspielern und digitalen Figuren erzeugt eine neue Realitätsanmutung.
"Sie sind hier nicht in Kansas."

Begrüßt der Sicherheitschef die Neulinge auf Pandora, einem Planeten irgendwo in der Galaxis, auf dem es wertvolle Bodenschätze gibt.
"Wenn es eine Hölle gibt, würden Sie nach dem Aufenthalt auf Pandora dort wahrscheinlich Urlaub machen wollen."

Jack, der querschnittsgelähmte Ex-Marine, bekommt zunächst einen Avatar-Körper.

"Norm und ich sind hier, weil wir diese fernsteuerbaren Körper lenken sollen. Sie werden aus menschlicher DNS gezüchtet, kombiniert mit der DNS der Ureinwohner."

Die heißen Na´vi, sind an die drei Meter groß und teilen ansonsten viele Eigenschaften mit den Menschen außer deren Ausbeutungsmentalität gegenüber Mutter Erde oder hier Mutter Pandora. Doch die Atmosphäre von Pandora ist die Menschen giftig, so können sie sich auf dem Planeten …

"Das ist jetzt Ihr Avatar, Jack!"

... nur mittels ihre mit Gedankenkraft gelenkten Replikationen, der Avatare, bewegen. Und so erlebt Jack, der Querschnittsgelähmte, nicht nur seine Wiedergeburt, sondern er lernt durch Neytiri, die Na´vi-Frau, auch eine fremde Kultur kennen.

Jacks Bildungsreise, seine Wandlung vom Menschen zum Na´vi, erinnert natürlich nicht zufällig an die Verwandlung des weißen Kavallerieleutnants zum Indianer in Kevin Costners Epos "Der mit dem Wolf tanzt" und zig andere Beispiele aus der Filmgeschichte. "Avatar" ist ein Fantasy-Science-Fiction-Western mit spiritueller und korrekten Öko-Botschaft und antikapitalistischer Moral. Das Drehbuch zu "Avatar", sagt James Cameron, habe er schon 1995 geschrieben.

"Geschrieben mit allen Figuren, Kreaturen und all diesen Welten, die jetzt im Film sind. Aber technisch war das damals schlicht nicht umsetzbar."

Cameron wollte Emotionalität und Digitalisierung auf einer neuen Stufe der Perfektion zusammen bringen. Aber erst vor vier Jahren, erzählt James Cameron, da war die Zeit auch für "Avatar"-Projekt reif. Für diese Kreuzung, wenn man so will, von echten Körpern mit ihren digitalen Entwürfen gibt es nun aber keine Begrenzungen mehr. Wenn in einigen Szenen menschliche Schauspieler und digitale Figuren gemeinsam agieren, sich gar berühren, dann entstehen in "Avatar" Bilder von einer Realitätsanmutung, die man bisher im Kino noch nicht gesehen hat.
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