Ilja Richter und die Ungarn in der naTo

    15.03.2013
    Unser Autor hat die Seiten gewechselt und ist vom Messebesucher zum Veranstalter geworden. Er hat Ilja Richters Lesung mit ungarischer Literatur moderiert und dabei einen der angesagtesten Clubs Leipzigs für sich entdeckt.
    Leipzig spielt eine besondere Rolle für die Literatur aus den Ländern Osteuropas. Bei mir ist es in diesem Jahr irgendwie Ungarn geworden. Das war eher Zufall. Aber ich nehme es natürlich gern zum Anlass für ein Plädoyer für alle ungarische Kultur und gegen jede Form von deren Beschränkung. Gestern spät am Abend habe ich dann vorübergehend die Seiten gewechselt. Nicht politisch natürlich, sondern als Mensch auf der Messe.

    Ich bin vom Besucher zum Veranstalter mutiert und habe in einem Club eine Lesung moderiert. Es gibt ja in Deutschland seit Jahren die Tendenz, in rhythmischer Regelmäßigkeit vergessene ungarische Autoren zu entdecken. Gestern war es wieder so weit. Ilja Richter hat P. Howard alias Jenö Rejtö gelesen. Das ist ein ungarischer Autor aus den Zwanzigerjahren, den in Ungarn jeder und hier kein Mensch kennt. Sehr originell, sehr witzig, sehr ungewöhnlich. Der Schriftsteller László Márton hat erklärt, dass deutsche Übersetzungen manchmal eine veränderte Rezeption von ungarischen Büchern in ihrer Heimat bewirken.

    Er meinte, nach diesem Abend müsse man den Kultautor P. Howard in Ungarn ganz neu lesen. Ein literaturhistorischer Moment also. Und wir waren dabei. Das Ganze fand in der voll besetzten naTo statt. Das steht, ich habe mehrfach nachgefragt, tatsächlich für Nationale Front, womöglich mal im Suff abgekürzt, wie jemand noch entschuldigend hinzugefügt hat. Die naTo ist Veranstaltungsort und Kneipe, laut irgendeiner Liste, deren Bezugsgröße ich vergessen habe, außerdem einer der angesagtesten Clubs. Ein wirklich toller Ort. Da bleibt man auch nach der Veranstaltung gern hängen. So cool kann Leipzig sein.

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